Wien - Schon seit Jahren - da war Adolf Frohner noch Professor - droht das Arbeitsinspektorat damit, den "Neubau" der Angewandten zu schließen. Denn der parallel zum Wienfluss errichtete Karl-Schwanzer-Trakt aus den 1960er-Jahren hat keine Fluchtwege, die technischen Einrichtungen sind völlig veraltet, ab dem fünften Stock ist es im Winter bitterkalt.

Hinzu kommt die altbekannte Platznot an der Angewandten, die permanent größer wird. Denn die Zahl der Studierenden stieg zwischen 1990 und 2010 von rund 1000 auf 1800. Mittlerweile gibt es daher schon acht Exposituren. Ein solcher "Fleckerlteppich" , so Sigbert Schenk, der Vorsitzende des Senats, sei nicht sinnvoll.

Von der Idee, auf die Donauplatte abzuwandern, ist man aber abgekommen:Das Credo lautet nun "Standortverdichtung am Kokoschkaplatz" . Rektor Gerald Bast präsentierte am Dienstag ein Raumsanierungs- und Erweiterungskonzept: Die Eingangshalle wie das gegenüberliegende Bildhaueratelier könnten aufgestockt und mit einer U-förmigen Spange über dem Schwanzer-Trakt verbunden werden. Unterirdisch sollen mehrere Hörsäle und Depots errichtet werden. Der Angewandten würden 12.218 Quadratmeter mehr zur Verfügung stehen. Die Kosten werden auf knapp 30 Millionen Euro geschätzt.

Bast will in den Gesprächen mit dem Wissenschaftsministerium (nächster Termin: 23. Juni) auf die Leistungsvereinbarung aus 2007 pochen, laut der ein zu entwickelndes Standortkonzept zügig umzusetzen sei. Er hofft auf eine Grundsatzentscheidung noch im Sommer - trotz Sparmaßnahmen: "Wenn ein sündteurer Koralmtunnel möglich ist, dann muss auch dieses Projekt möglich sein." (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3. 6. 2010)