Seoul/Düsseldorf - Die Europäische Zentralbank (EZB) verschärft den Ton gegenüber den internationalen Ratingagenturen. EZB-Ratsmitglied Christian Noyer sagte am Dienstag auf einer Konferenz in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, die staatlichen Notenbanken seien zu sehr von den Einschätzungen der Agenturen abhängig. Dies sei "völlig unbefriedigend", sagte Noyer, der auch Chef der französischen Notenbank ist.

Er warf den Ratingagenturen schwere Fehler bei der Einstufung staatlicher Anleihen zum Beispiel im Fall Griechenlands und weiterer europäischer Staaten vor. Die Abwertung der Kreditwürdigkeit einiger Euro-Staaten hatte zum Kursverfall der europäischen Gemeinschaftswährung in den vergangenen Wochen beigetragen.

Die Europäische Kommission prüft derzeit schärfere Auflagen für Ratingagenturen in Europa. Nach einem Bericht des "Handelsblatts" vom Dienstag will die Behörde dafür die geplante EU-Börsenaufsicht ESMA mit weitreichenden Ermittlungsbefugnissen ausstatten, um Ratingagenturen leichter kontrollieren zu können. So solle die Behörde das Recht erhalten, bei Verdacht auf Regelverstöße Geschäftsräume zu durchsuchen, Unterlagen aller Art anzufordern und Verdächtige zu verhören. Auch sollen Geldstrafen verhängt werden können. (APA)