Madrid - Spaniens zweitgrößte Sparkasse, die Caja Madrid, will offenbar bis zu drei Milliarden Euro aus einem staatlichen Topf anfordern, der Fusionen in der Branche fördern soll. Informationen der Zeitung El Pais wurden der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag bestätigt. Bei der Caja Madrid war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Die Bank wolle das Geld binnen zwei Jahren zurückzahlen, hieß es in dem Bericht.

Die Bank spricht derzeit mit fünf regionalen Sparkassen über ein Zusammengehen. Die Regierung in Madrid will die Konsolidierung der nicht-börsennotierten regionalen Banken mit dem Fördertopf vorantreiben. Experten rechnen damit, dass langfristig nur noch rund 20 Sparkassen von derzeit 45 "Cajas" übrig bleiben werden. Die spanische Zentralbank hatte unlängst die 146 Jahre alte strauchelnde CajaSur übernommen, die von der katholischen Kirche kontrolliert wurde - ein Warnsignal an alle anderen Sparkassen, die eigene Existenz rasch durch eine Fusion zu sichern.

Die Misere der Sparkassen könnte den Staat weiter belasten. Insgesamt könnte die Bankenhilfe den Wert von 43 Mrd. Euro ausmachen, schätzt Morgan Stanley. Ein Bankentopf kann bis zu 90 Mrd. Euro aufstellen. Erst am Freitag war das Rating des Landes durch die Agentur Fitch um eine Note auf AA+ zurückgestuft worden, zuvor hatte schon Standard & Poor's seine Einschätzung gesenkt. Die dritte im Bunde der drei großen Ratingagenturen - Moody's - bewertet Spanien noch mit der Top-Bonität.

Neben der stark steigenden Verschuldung macht Madrid die Arbeitsmarktreform zu schaffen. Der zuständige Minister Celestino Corbacho kündigte an, das innenpolitisch umstrittene Vorhaben notfalls auch gegen den Widerstand der Gewerkschaften im Juni durchzupauken: "Was auch immer passiert, wir werden noch vor Ende des Monats eine Reform haben", betonte der Arbeitsminister.

Die Märkte sind jedoch verunsichert, da Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero nur mit Mühe sein milliardenschweres Sparprogramm durchs Parlament gebracht hat und als schwer angeschlagen gilt. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 2.6.2010)