Mehr als eine Dekade hat die EU-Kommission in Brüssel daran gearbeitet, dem angeblich monopolverdächtigen Internet Explorer von Microsoft das Wasser abzugraben. Aber am Ballhausplatz in Wien gelingt es in kürzester Zeit, das arme EU-gehetzte Unternehmen wieder zu rehabilitieren. Als neues Kernstück von Österreichs E-Government-Initiative.

Im Bestreben, noch mehr Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu virtuellen Ämtern noch einfacher, schneller und benutzerfreundlicher zu machen, führt die digitale Plattform Österreich der Bundesregierung den "E-Government-Browser" ein. Im Grunde eine gute Lösung, die häufig genutzte und wichtige Anwendungen wie FinanzOnline, Firmenbuch, Reisepassanträge oder Meldebestätigungen mit einem Klick erreichbar macht.

Die Krux: Genutzt werden kann diese österreichische Lösung nur mit Microsofts Internet Explorer 8. Wer aus irgendwelchen Gründen lieber mit anderen Browsern arbeitet (oder gar einen Rechner mit anderem Betriebssystem nutzt), hat Pech gehabt. Das sind momentan aber nur 65 Prozent aller heimischen Internetnutzer. Schuld sind ja wie so oft die anderen, in diesem Fall die alternativen Anbieter. Sie hätten ja nur ebenfalls diese Idee haben können. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Und wer noch keinen Internet Explorer 8 hat, kann sich gefälligst seine E-Government-Anwendungen weiterhin selbst zusammensammeln. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, Printausgabe, 2./3. 2010)