Die in London lebende brasilianische Sängerin Cibelle präsentiert auf "Las Venus Resort Palace Hotel" globalen Brasil-Pop.

Foto: Lotus

Wenn alles möglich ist, kann man ruhig und gelassen auch alles anklingen lassen. Die 32-jährige Sängerin Cibelle aus dem brasilianischen São Paulo lebt derzeit in London und lässt diesbezüglich ihre Kunst ordentlich eklektizistisch erblühen.

In London wohnen bekanntlich nicht nur leptosome käsegesichtige Junkies wie Pete Doherty oder FM4-Homebase-Loser, die mit ihrer bescheidenen Kunst der dilettantischen Lagerfeuergitarren-Akkordumsetzung das Geistlein des armen alten Beatles-Pop zu Tode pflegen. London gilt völlig zu Recht auch als eine der wesentlichen westlichen Metropolen bezüglich Weltmusik.

Auf diesem Album beweist die von neumodernen Trends relativ verschonte Cibelle, dass die Zukunft des mittlerweile zügig halb zu Tode gespielten Genres World Music auf jeden Fall in der Abwendung und Verweigerung liegt.

Musikalisch erheblich vorgebildet, sinniert Cibelle zwischen freundlich pluckerndem und waberndem brasilianischem Psychedelic-Samba-Pop aus den späten 1960er-Jahren (wie ihn Os Mutantes produzierten), Björk auf moderatem Weltumwölbungskurs und Vaudeville für die Favelas darüber, warum sich eines nicht ausgeht.

Das alles könnte in einer weniger sensationistisch verwalteten Welt Weltmeistermusik sein. Das seit gut drei Jahrzehnten aktive und verdienstvolle belgische Label Crammed Discs aber hat nicht die finanziellen Möglichkeiten, die blöde Abstauberinnen wie Lady Cristina Gaga haben. It's a fucking tragedy. (schach / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.7.2010)