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Gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt: Erstmals seit Beginn der Krise sinkt die Zahl an Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern.

Foto: AP/Matthias Rietschel

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Grafik: APA

Wien - Die Arbeitslosigkeit ist in Österreich im Juni deutlich zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen (inklusive Schulungsteilnehmern) um 2,5 Prozent auf 284.610 Personen. Nimmt man die Schulungen aus der Statistik heraus, sank die Zahl der offiziell als arbeitssuchend gemeldeten Österreicherinnen und Österreicher sogar um 7,3 Prozent.

Gleichzeitig ist die Beschäftigung um 32.000 auf 3,310.000 Millionen (plus ein Prozent) angestiegen. Für das Gesamtjahr 2010 erwartet AMS-Chef Herbert Buchinger entgegen früherer Prognosen im Jahresdurchschnitt sogar einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Ursprünglich ist man von einem Anstieg von rund 20.000 Jobsuchenden ausgegangen. Erstmals seit Beginn der Krise sinkt damit die Zahl an Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern, freut sich das Arbeits- und Sozialministerium.

Das Arbeitsplatzangebot ist deutlich gewachsen: So stieg im Juni die Zahl der gemeldeten offenen Stellen um 26,1 Prozent auf 33.982.

Starker Rückgang bei Männern

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit fiel besonders stark bei den Männern aus, wo sie sich (inklusive Schulungsteilnehmern) gleich um 11,6 Prozent (114.744 Personen) verringerte. Die Jugendlichen profitierten vom Aufschwung am Arbeitsmarkt überdurchschnittlich, die Zahl der Arbeitslosen zwischen 15 und 24 Jahren ging um 10,1 Prozent auf 33.183 zurück. Bei den Frauen sank die Arbeitslosigkeit nur um 1,7 Prozent (98.009). Rückläufig war die Arbeitslosigkeit aber auch bei den Älteren über 50-Jährigen und zwar um 1,2 Prozent und bei den Langzeitarbeitslosen mit minus 0,9 Prozent auf 6.565 Betroffene. Die Zahl der Arbeitslosen mit Einstellungszusagen erhöhte sich um 3,2 Prozent auf 22.893.

In allen Bundesländern sank die Arbeitslosigkeit, besonders stark war der Rückgang im Industrieland Steiermark (-16,9 Prozent) und in Salzburg (-16,4 Prozent). Schlusslicht war Wien, wo der Rückgang nur magere 0,8 Prozent ausmachte. Nach Branchen ist die Arbeitslosigkeit am stärksten in der Produktion mit fast minus 28 Prozent zurückgegangen. Es folgen die Arbeitskräfteüberlasser mit minus 16,6 Prozent, der Bau (minus 8,8 Prozent) und der Handel mit minus 3,4 Prozent.

Hundstorfer sehr erfreut

"Dieser Rückgang ist sehr erfreulich und zeigt, dass die Maßnahmen der Regierung greifen", so Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), der gemeinsam mit Buchinger die aktuellen Zahlen präsentierte. "Mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 7,3 Prozent und einen Beschäftigungsanstieg von 32.000 verzeichnen wir für den Juni den viertstärksten Beschäftigungsanstieg des letzten Jahrzehnts", so Hundstorfer. Besonders erfreut zeigte sich der Arbeitsminister über den starken Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit um 10,1 Prozent.

Die Konjunktur- und Arbeitsmarktpakete hätten den befürchteten Einbruch am Arbeitsmarkt deutlich abfedern können, so der Minister weiter. Die Beschäftigung werde heuer um rund 30.000 über und die Arbeitslosigkeit um 40.000 unter den Annahmen für den Budgetvorschlag 2010 liegen. Durch zusätzliche Beitragseinnahmen und weniger Leistungsaufwand könne das Budget so um 300 Mio. Euro entlastet werden.

Buchinger betonte, dass es gelungen sei, während der gesamten Krise die Dynamik am Arbeitsmarkt zu erhalten. "Wir haben unser Schulungsangebot in der Krise ganz massiv ausgeweitet, damit ja kein Arbeitsplatz aufgrund von fehlenden Qualifizierungen
unbesetzt bleibt", so Buchinger, der auch ankündigte, die Plätze in den überbetrieblichen Lehrwerkstätten im Herbst noch einmal um ca. 1.700 auf 13.000 aufzustocken.

Kaske: Noch nicht "über den Berg"

Gewerkschaft und Arbeiterkammer zeigen sich über die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung ebenfalls sehr erfreut, sehen aber noch keinen Grund zur Entwarnung. Von einer Trendwende am Arbeitsmarkt zu sprechen "könnte verfrüht sein", so vida-Vorsitzender und ÖGB-Arbeitsmarktsprecher Rudolf Kaske. Er fordert, dass die Qualifizierungsmaßnahmen auch 2011 auf hohem Niveau fortgeführt werden.

Für AK-Präsident Herbert Tumpel ist die aktuelle Entwicklung "ein gutes Zeichen, aber noch lange kein Grund zur Entwarnung". Der Anstieg der Beschäftigungszahlen habe nämlich einen "Pferdefuß", weil vor allem im Dienstleistungsbereich Teilzeitarbeit weiter im Vormarsch sei.

In dieselbe Kerbe schlägt auch die Arbeitnehmersprecherin der Grünen, Birgit Schatz. Es sei natürlich erfreulich, wenn sich der Arbeitsmarkt wieder erhole, es bleiben aber viele Probleme. So werde Teilzeitarbeit angeboten, von deren Einkommen man nicht leben könne. Leiharbeit biete keine Sicherheiten und Perspektiven.  (APA/red)