Seit wir Handys benutzen, ist "Wo bist du jetzt?" eine der am häufigsten gestellten Fragen. Das war in Zeiten des Festnetzes unnötig, denn der Telefonapparat konnte nicht fortlaufen.

Für Menschen ist die "Verortung" wichtig, wir wollen wissen, wo sich unsere Gesprächspartnerin oder Gesprächspartner gerade befindet, um darauf Rücksicht nehmen zu können. Weil unser "Standort" schon lange kein fixer mehr ist, sind Geodaten wie diese immer wichtiger zu unserer Orientierung.

Der "Toiletten-Finder" zeigt uns die zehn nächstgelegenen (mehr oder weniger) öffentlichen Toiletten am Handy an

Eine iPhone-App, die vor kurzem auf den Markt kam, verdeutlicht das: Der "Toiletten-Finder" zeigt uns die zehn nächstgelegenen (mehr oder weniger) öffentlichen Toiletten am Handy an. Das ist trivial, aber kann einem Reisen buchstäblich erleichtern. Wer einmal für kürzere oder längere Zeiträume seinen Wohnort wechselte, weiß, dass es viel Zeit kostet, die trivialsten Dinge neu herauszufinden, vom Einkauf und Restaurants bis zu Öffis und Ämtern.

Darum wächst das Interesse an standortbezogenen Diensten. Wer auf dem Handy nach "Restaurant" sucht, wird wahrscheinlich eines in seiner Umgebung suchen, und nicht generell Interesse an Restaurantkritiken haben. Ortsdaten machen darum Suche effektiver.

Die Avantgarde dieser Entwicklung sind neue Services wie "Foursquare" (das gerade 20 Millionen Dollar Finanzierung aufstellte) oder "Gowalla". Damit checken Benutzer auf ihrem Handy an Orten ein, sobald sie sich dort befinden, z. B. in ihrem Stammcafé oder Mütter und Väter am Spielplatz ihrer Kinder. Der Freundes- und Bekanntenkreis sieht das am Handy und kann sich entschließen nachzukommen. Eine der ersten sinnvollen Nutzungen von SMS (er)fanden übrigens Jugendliche, die abends bei ihren "Streifzügen" so den Kontakt zueinander hielten. Heute gibt es dafür den "Friend Finder".

Geschäftliches

All das ist der Grund, warum Google, Apple & Co seit geraumer Zeit die Zustimmung zur Benutzung der Standortdaten zum Teil der Geschäftsbedingungen machen. Sonst könnten solche Dienste nicht funktionieren. Wie immer geht es dabei auch um den schnöden Mammon, sprich: um auf den Standort zugeschnittene Werbung. Nicht unbedingt ein Ärgernis: Gutscheine für Gratisdrinks oder Rabatte sind dann sinnvoll, wenn man gerade in der Nähe ist.

Unsere Mobilfunkprovider wussten übrigens immer schon, wo wir uns aufhalten, sonst funktioniert das Handy nicht. Dank Vorratsdatenspeicherung kann auch die Exekutive davon Gebrauch machen.

Relativ jung hingegen ist die Kommerzialisierung dieser Daten. Dabei müssen die Anbieter mehr Transparenz bieten, damit wir ihnen trauen können. Ein Toiletten-Finder muss zwar "wissen", wo wir gerade sind, um Hilfe anbieten zu können - aber es gibt keinen Grund, dass ein solcher Service diese Ortsdaten speichert. Ob dieser oder andere Dienste das tun, ist derzeit völlig undurchsichtig - dafür braucht es rasch bessere Regeln. (helmut.spudich@derStandard.a, DER STANDARD Printausgabe, 1. Juli 2010 Kolumne Personal Tools)