Wien - Die Auseinandersetzung zwischen dem Tiroler Marmelade-Hersteller Darbo und dem deutschen Mitbewerber Zentis geht in die nächste Runde. Auslöser ist ein "offener Brief" an heimische Medien, in denen Darbo einmal mehr vorgeworfen wird, keine - wie in der Werbung behauptet - "naturreine" Marmelade herzustellen. Darbo-Chef Martin Darbo wies sämtliche Vorwürfe zurück und betonte, dass es in den vergangenen Jahren weder im In- noch im Ausland behördliche Beanstandungen wegen unerlaubter Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gegeben habe. Er betrachtet die Vorwürfe als kreditschädigend und prüft rechtliche Schritte.
Bereits gerichtsanhängig ist eine Klage von Zentis gegen die Tiroler wegen der Bezeichnung "naturrein", Gerichtsstand ist Köln. Darbo rechnet mit einem Urteil in einigen Monaten. Werden Rechtsmittel eingelegt, kann sich das Verfahren auf EU-Ebene weiter verlängern.
Mahnschreiben
Erst vor wenigen Wochen wurde von den Deutschen eine zweite Front eröffnet. Sie schickten dem Familienunternehmen ein Mahnschreiben, auf den Etiketten von Darbo Delikatess-Powidl (Pflaumenmus) den Hinweis "vorsichtig erwärmt und gerührt" zu beseitigen. Laut Zentis ist Darbos Powidl nicht vorsichtig erwärmt, sondern zu heiß hergestellt.
Für das heurige Geschäftsjahr zeigte sich Martin Darbo zuversichtlich, nachdem bereits im Vorjahr erstmal die 100-Mio.-Euro-Umsatzgrenze überschritten wurde. Das erste Halbjahr 2010 sei "im Plan" gelaufen, der Umsatz für das Gesamtjahr werde auf dem Niveau des Vorjahres liegen.
Zentis: Offener Brief nicht von uns
Unterdessen wurde der Rechtsstreit zwischen Darbo und Zentis eine Kuriosität bereichert. Vor einigen Tagen flatterte in
heimischen Redaktionen ein "offener Brief" ein, in dem die bisherigen Vorwürfe
im Streit um die "Naturreinheit" der Darbo-Produkte erneut erhoben wurden.
Gezeichnet ist das Schreiben von Peter Ziegler, nach Eigenangaben Schweizer
Journalist. Titel des Briefes: "Offener Brief von Zentis: 'Zur Sache, Herr
Darbo!'".
Ziegler betreibt die Firma "Baltext Publishing", der laut
Ziegler der offene Brief von Zentis als "Presseaussendung an die
österreichischen Medien zur Verfügung gestellt" wurde. "Ich habe daraufhin bei
Zentis nachgefragt, ob dieser Brief von ihnen ist und habe auch drei Tage danach
noch keine Antwort erhalten", ärgerte sich der Darbo-Chef Martin Darbo.
Ziegler bestätigte, dass er
das Schreiben von Zentis bekommen und weitergeleitet habe. Dies bestreitet
wiederum Zentis. "Es gibt also keinen offenen Brief der Zentis
GmbH und Co. KG in diesem Zusammenhang", teilte die Kanzlei Meisterrechtsanwälte
als Rechtsvertreter von Zentis schriftlich mit. Weiter schreibt sie: "Der
Journalist Peter Ziegler beschäftigt sich seit längerem mit
lebensmittelrechtlichen Themen und damit auch mit den hiesigen Parteien. Er hat
seine Publikationen selbst zu vertreten. Unsere Mandantin ist hierfür nicht
verantwortlich."
Im offenen Brief hingegen heißt es gleich zu Beginn:
"Mit der Aufforderung 'Zur Sache, Herr Darbo!' ruft die Geschäftsleitung der
Zentis GmbH & Co. KG in einem offenen Brief ihren österreichischen
Mitbewerber zu einer sachlichen Auseinandersetzung und zum Ende einer Polemik
auf, die mit Konfitüren und Marmeladen nichts mehr zu tun habe."
Martin
Darbo zeigte sich über das Verhalten von Zentis erstaunt: "Das
spricht, glaube ich, für sich." Er betonte, dass Ziegler ein "Naheverhältnis" zu
Hansjürgen Tuengerthal habe, der wiederum Rechtsvertreter von Zentis sei. Eine
Internetrecherche zeigt: Auf der Homepage von Ziegler findet sich unter anderem
ein Text zu Darbo, darunter ist als "Ansprechpartner für juristische Fragen" die
"Kanzlei Prof. Dr. Tuengerthal" angeführt. Unter dieser Ausführung wiederum
steht: "Ansprechpartner bzw. Gesprächsvermittlung für übrige Fragen: Baltext
Publishing, Peter Ziegler". Von der Kanzlei bestätigt wurde, dass Prof.
Tuengerthal die Firma Zentis in Rechtsfragen vertritt. (APA)