Wien - Bei der Offenlegung von Parteispenden könnte es nun doch Bewegung geben. Die Arbeit in der seit Februar tagenden Arbeitsgruppe der fünf Parlamentsparteien ist nach übereinstimmender Aussage der Teilnehmer bisher konstruktiv verlaufen. Für SPÖ-Geschäftsführer Günther Kräuter, der für die Veröffentlichung von Großspenden ab 7.000 Euro eintritt, ist eine Einigung "wirklich greifbar". Auch FPÖ und Grüne sind zuversichtlich, das BZÖ noch skeptisch. Viel abhängen wird letztlich freilich von der zuletzt noch skeptischen ÖVP.

Anonyme Parteispenden bisher noch zulässig

Österreich ist eines der letzten EU-Länder, in denen anonyme Parteispenden zulässig sind. Laut einer Aufstellung der "Political Finance Database" kennen neben Österreich lediglich Finnland, Malta, Schweden, die Slowakei und Zypern keine Transparenzbestimmungen. In Bulgarien, Estland, Frankreich, Lettland, Litauen, Polen, Spanien, Tschechien und Ungarn müssen die Parteien alle Zuwendungen offenlegen, in den anderen EU-Staaten ab einer bestimmten Höhe (in Großbritannien etwa ab 5.681 Euro). Für Griechenland und Luxemburg liegen keine Angaben vor.

In Österreich könnte es nun doch zu einer Reform kommen. "Es ist allen Kollegen aus allen Parlamentsfraktionen klar, dass man einen Reformbedarf hat. Es ist auf einem guten Weg", bestätigte Kräuter einen Bericht der "Kronen Zeitung" (Donnerstags-Ausgabe). Der SP-Geschäftsführer, auf dessen Einladung die Arbeitsgruppe im Februar zusammengetreten war, verweist auch darauf, dass Österreich 2011 eine Evaluierung der Antikorruptions-Gruppe des Europarats (GRECO) ins Haus steht. Er hofft, das Problem der anonymen Parteispenden bis dahin lösen zu können.

Kogler: Arbeitsgruppe "überraschend konstruktiv"

Von der Arbeitsgruppe angetan ist auch FP-Geschäftsführer Herbert Kickl. "Es geht zügig voran", betonte Kickl. Allerdings drängt er darauf, auch Landesparteien und Vorfeldorganisationen sowie öffentliche Aufträge (etwa der Gemeinde Wien) an Firmen der Regierungsparteien zu berücksichtigen. Dass die Koalition bei der Spenden-Offenlegung im Zusammenhang mit der Transparenzdatenbank zuletzt auf der Bremse stand, wertet Kickl als "fatales Signal in die falsche Richtung". Hier werde schon wieder "Intransparenzbeton angerührt".

Auch für Grünen-Rechnungshofsprecher Werner Kogler verläuft die Arbeitsgruppe "überraschend konstruktiv". Er pocht allerdings darauf, parallel zur Offenlegungspflicht für Großspenden auch ein Verbot der "Spendenwäsche" über Interessensvertretungen wie die Industriellenvereinigung zu verhängen. Diese indirekten Parteispenden seien in anderen Ländern verboten, in Österreich würden sie dagegen gesetzlich begünstigt. Insgesamt ist Kogler "nicht unzuversichtlich", dass eine Einigung gelingen kann. Entscheidend werde letztlich aber das Verhalten der ÖVP sein.

BZÖ ist skeptisch

Deutlich weniger optimistisch als die Einschätzung der Oppositions-Kollegen ist zudem der neue BZÖ-Generalsekretär Christian Ebner. "Es geht sehr zäh voran. Der Regierung scheint das kein besonders dringendes Anliegen zu sein", so Ebner. Er tritt für völlige Transparenz bei den Parteispenden ein, für eine Kürzung der Parteienförderung auf fünf Euro pro Wahlberechtigten in Bund, Ländern und Gemeinden sowie für ein Werbeverbot der Regierung vor Wahlen.

ÖVP glaubt an Einigung bis Jahresende

ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger kann sich eine Einigung auf neue Regeln zur Parteienfinanzierung bis Jahresende vorstellen. Die ÖVP wolle "mehr Transparenz, konsequente Kontrolle und wirksame Sanktionen", sagte Kaltenegger am Donnerstag der APA. Gleichzeitig forderte er aber die Bezahlung der Steuerschulden durch die steirische SPÖ im Gefolge ihrer aufgelösten Parteistiftung. Dass die SPÖ hier nicht bereit sei, "tabula rasa" zu machen, "das hängt ein bisschen wie ein Schatten über dem Gespräch".

Auf konkrete inhaltliche Fragen - etwa ob und ab welcher Höhe Parteispenden offengelegt werden sollen - will sich Kaltenegger noch nicht einlassen. "Es gibt das Bekenntnis der ÖVP zu mehr Transparenz", so der Parteimanager. Alles Weitere werde in der Arbeitsgruppe besprochen. Kaltenegger ist zuversichtlich, bis Jahresende ein Ergebnis zustande zu bringen. Dann könne man sich auch ansehen, welche Ergebnisse der kommendes Jahr erwartete Europarats-Bericht über die österreichische Parteienfinanzierung bringe.

Ein "klares Wort" erwartet sich Kaltenegger aber von Werner Faymann zur steirischen SP-Stiftung, die aufgelöst wurde, nachdem die Finanzbehörden der Konstruktion im Vorjahr den Status der Gemeinnützigkeit aberkannt hatten. "Dort wurde Parteivermögen an der Steuer vorbei in einer Privatstiftung geparkt", kritisierte Kaltenegger und forderte die steirische SPÖ auf, die Steuerschulden abzubezahlen. Er bezweifelt auch, dass die Nachfolgegesellschaft der Stiftung - eine gemeinnützige Forschungs GmbH - tatsächlich als gemeinnützig einzustufen ist. (APA)