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Nicht nur seltene Arten werden gemeldet, auch Amseln oder Eichhörnchen.

Foto: APA/RENE VAN BAKEL

Salzburg - Ein Jugendlicher, der im elterlichen Garten Kohlmeisen beim Futterhaus beobachtet, ein Pensionist, der sich in die Schmetterlingsfauna vertieft oder Wanderer, die Alpensalamander, Murmeltiere oder Gämsen sehen: Sie alle sind wichtige Informanten für die Biodiversitätsforschung. Das wurde am Donnerstag beim Kongress "Public goes Science" im Bildungszentrum St. Virgil in Salzburg betont.

In Zeiten, in denen Geld und Zeit für die aufwendige Feldforschung durch Wissenschafter immer knapper werden, steige die Bedeutung von "Amateuren", sagte Gernot Neuwirth vom Naturschutzbund Österreich. Er ist Projektleiter der Online-Datenbank naturbeobachtung.at, die eine systematische Erfassung von Amateur-Funden erlaubt. Hobbybiologen verfügen oft über eine hohe Fachkenntnis sowie ein sehr spezialisiertes Wissen über die Tier- und Pflanzenarten. Die Plattform ermöglicht es, ihre Beobachtungen der Wissenschaft zugänglich zu machen.

Ein voller Erfolg

Die Plattform, die seit 2006 online ist, ist ein voller Erfolg. In den vergangenen Jahren wurden von Privatpersonen 93.500 Funde mit insgesamt 3,1 Mio. Individuen gemeldet. Mehr als 10.000 Fotos zum Beleg der Arten wurden auf die Plattform gestellt. Sehr rege genutzt wird das Diskussionsforum, in dem Funde diskutiert, Arten bestimmt und Tipps zur Beobachtung gegeben werden. Rund 20 Wissenschafter stehen für Fragen und die Qualitätskontrolle zur Verfügung.

Der Wert dieser Meldungen von Amateur-Beobachtern liege vor allem in der Menge und der Vielfalt, sagte Neuwirth. Ein Ziel ist es, die erhobenen Daten wissenschaftlich zu nützen. So hat das Naturhistorische Museum beispielsweise Datenmaterial aus der Plattform für einen Verbreitungsatlas von Heuschrecken verwendet. Spezielle Projekte gibt es zum Alpensalamander, zu Igeln in Wien oder zur Schmetterlingsfauna in Österreich. Die Hobbyforscher müssen sich einmalig registrieren, dann können sie auf einer einfachen Suchmaske ihre Funde eingeben.

Rekordmelder

Die Amateurforscher sind höchst aktiv, weiß Neuwirth: So gibt es einen Melder, der heuer schon 1.900 Funde eingegeben hat. Auf Platz zwei liegt jemand mit 1.500 Funden. Genannt werden dabei nicht nur seltene Arten wie Türkenbund-Lilie, Wiedehopf oder Weißstorch. Die Nutzer machen sich auch die Mühe, Beobachtungen von Amseln, Kohlmeisen, Weinbergschnecken oder Eichhörnchen einzutragen. Die große Zahl an Nennungen, die große räumliche Verteilung und die internationale Vernetzung mit ähnlichen Datenbanken machen den Wert der Plattform für die Wissenschaft aus.

Bei dem Kongress gehe es darum, die "Amateure" und die Wissenschafter ins Gespräch zu bringen und besser zu vernetzen, sagte Neuwirth. In Österreich wird das Projekt vom Naturschutzbund, vom Wissenschaftsministerium und von Science4you getragen. In den nächsten Jahren soll die Plattform stärker beworben werden, um die Zahl der Melder weiter zu erhöhen und damit noch mehr Aussagekraft zu erhalten, kündigte Neuwirth an. (APA)