Ankara/Istanbul - Bei schweren Gefechten zwischen türkischen Sicherheitskräften und kurdischen Rebellen sind im Südosten der Türkei 17 Menschen getötet worden. Nach Angaben der türkischen Armee griffen Aufständische der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Nacht auf Donnerstag eine Militäreinheit nahe des Dorfs Dogan in der Provinz Siirt nahe der Grenze zum Irak an. In der Nähe attackierten sie zeitgleich Mitglieder einer kurdischen Miliz, die im Auftrag der türkischen Regierung gegen die PKK kämpft. Bei den anschließenden Gefechten starben laut Armee zwei Soldaten, drei Milizionäre und zwölf PKK-Rebellen.

Die Streitkräfte setzten Kampfhubschrauber ein, die auf die flüchtenden Rebellen schossen. Die Armee schickte Verstärkung in das Gebiet.

Unterdessen berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Donnerstag über einen Großeinsatz gegen die PKK im Nachbarland Syrien. Die syrische Polizei habe in mehreren Städten insgesamt 400 Verdächtige festgenommen, denen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Separatismus vorgeworfen werde. Bei dem Großeinsatz seien bereits in der vergangenen Woche elf PKK-Mitglieder erschossen worden. Der syrische Präsidenten Bashar al-Assad hatte zuletzt bei einem Besuch in der Türkei eine verstärkte Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte versprochen.

Spannungen

Nach mehreren Angriffen der PKK in der Türkei haben die Spannungen in den vergangenen Wochen mit 22 getöteten Soldaten wieder zugenommen. Die türkische Regierung plant nun, den Kampf gegen die PKK künftig vor allem mit Berufssoldaten zu führen. Ankara wolle dafür 500.000 Mann einstellen, hatte der türkische Chefunterhändler für den gewünschten Beitritt zur EU, Egemen Bagis, erklärt.

Im Kurden-Konflikt sind in der Türkei in den vergangenen 25 Jahren inzwischen mehr als 42.000 Menschen getötet worden. Kurdische Organisationen beklagen eine systematische Diskriminierung ihrer Volksgruppe durch den türkischen Staat. Die PKK wird auch von den USA und in der EU als Terrorgruppe eingestuft. Die Türkei fordert immer energischer eine Auslieferung von in Europa festgenommenen PKK-Mitgliedern.

Ein Lokalpolitiker sorgte unterdessen mit einem umstrittenen Vorschlag zur Lösung des Kurden-Konfliktes in der Türkei für Empörung. Die religiös-konservative Regierungspartei AKP leitete nach Presseberichten vom Donnerstag wegen der Äußerungen ein parteiinternes Untersuchungsverfahren gegen Halil Bakirci, den Bürgermeister der türkischen Schwarzmeer-Stadt Rize, ein. Er hatte angeregt, die Türken sollten sich kurdische Zweitfrauen zulegen. Damit könne die Feindschaft zwischen den beiden Volksgruppen überwunden werden.

Die säkulare Türkei verbietet Polygamie. In ländlichen Gebieten des Landes gibt es aber dennoch häufig Mehrfach-Ehen; der Islam erlaubt einem Mann bis zu vier Ehefrauen. Bakirci sagte, in seiner eigenen Familie habe es viele Zweit-Ehen zwischen Türken und Kurden gegeben. "Die Verwandtschaft überwand die Feindschaft", sagte er. Ähnliches sei landesweit zur Lösung des Kurden-Konfliktes möglich.

Bakircis Vorschlag laufe darauf hinaus, kurdische Frauen durch Heirat zu unterjochen und sei damit blanker Rassismus, kommentierte die Zeitung "Milliyet" am Donnerstag. Die Kurdenpartei BDP forderte den Ausschluss Bakircis aus der AKP. Bakirci entschuldigte sich inzwischen für seine Äußerung und erklärte, er sei falsch verstanden worden. (APA/AFP/apn)