Mit einer Reihe von Altlasten, Behördenermittlungen und Betrugs- und Geldwäschevorwürfen sowie wachsenden Reputationsproblemen hat sich die Zürcher Kantonalbank (ZKB) bei der im Oktober vorigen Jahres gekauften Salzburger Privatinvest Bank herumzuschlagen. Die Schweizer haben nun vor, die Privatinvest im Sommer umzubenennen und unter eigenem Namen zu betreiben, wie die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) schreibt.

Schweizer übernahmen im Herbst

Die bis 1989 unter dem Namen Bankhaus Daghofer & Co. firmierende Privatbank Privatinvest war 1992 mehrheitlich von der Dresdner Bank akquiriert worden und gelangte 2009, zusammen mit ihrer Muttergesellschaft, in den Besitz der Commerzbank. Vorigen Herbst übernahmen die Schweizer, der Eigentümerwechsel trat heuer in Kraft. Der nicht publizierte Übernahmepreis soll sich im tiefen zweistelligen Millionenbereich bewegt haben.

Im Oktober 2008 entdeckte die Privatinvest, dass ein Kundenbetreuer ihrer Wiener Filiale Kundengelder auf namenlose Durchlaufkonten umgebucht und sich offenbar verspekuliert hatte. Die Privatinvest sah sich gezwungen, sechs Kunden 5 Millionen Euro Schadenersatz zu zahlen. Anfang Juni schritt die Staatsanwaltschaft Wien am Hauptsitz in Salzburg und in der Wiener Filiale zu Hausdurchsuchungen und befragte Mitarbeiter. Die Behörde will laut NZZ-Bericht abklären, ob ein Einzeltäter am Werk war oder ob das betrügerische Gebaren Teil des Geschäftsmodells war, in der Luft liege zudem der Verdacht auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Es gilt die Unschuldsvermutung. Die Zürcher Kantonalbank hat der Zeitung zufolge beim Kauf der Salzburger Bank von diesem Betrugsfall, der im Geschäftsbericht 2008 offengelegt ist, gewusst. 

Aliyev als Kunde

Auch "problematische Kunden" der Privatinvest sollen laut NZZ für Unbehagen in Zürich sorgen. Zum Kundenkreis habe etwa Rakhat Aliyev gezählt, ehemaliger kasachischer Vize-Außenminister und bis Ende Mai 2007 Botschafter der Republik Kasachstan in Wien. Er soll am Tag seiner Abberufung versucht haben, zwölf Millionen Euro von einem Konto der Privatinvest auf ein anderes zu verschieben. Die Bank führte die Transaktion wegen des Verdachts der Geldwäscherei nicht durch.

Die NZZ wirft auch die Frage auf, warum die Zürcher Kantonalbank mit dem Erwerb der Salzburger Bank derartige Reputationsrisiken in Kauf nahm und welche wohlhabenden Kunden ihr Geld gerne einer Bank anvertrauen wollten, die mit Schlagzeilen über Betrug und Geldwäscherei in Zusammenhang steht. Dass die Umfirmierung das Image der Privatbank heilen kann, wird dem NZZ-Bericht zufolge bezweifelt.

Auch operativ sei die Privatinvest, die zuletzt Vermögen von 600 Mio. Euro verwaltete, nämlich keine Perle, so die NZZ. 2008 habe die Bank nach einem Ertragsrückgang von 35 Prozent und einem Kostensprung von 40 Prozent einen Bruttoverlust von 4,1 Mio. Euro eingefahren. Nach Rücklagenauflösung sei ein Minus von 0,09 Mio. Euro verblieben. Auch das Geschäftsjahr 2009 hat die Bank mit roten Zahlen abgeschlossen. Als Jahresfehlbetrag werden 648.761 Euro ausgewiesen.

Der Verlust des Jahres 2008 war wegen des erwähnten, wie die Bank auch im Jahresbericht 2009 schreibt, "Malversationsfalls" angefallen. Das schwache Ergebnis 2009 hingegen resultierte primär aus einem Rückgang im Zinsüberschuss sowie weniger Einnahmen aus Transaktionsgebühren. Der Nettozinsertrag brach im abgelaufenen Jahr um 30 Prozent ein. Unter anderem wegen der Schließung der Niederlassung in Hartberg (April 2009) sind Kundeneinlagen zurückgegangen.

"Image-GAU"

Auch andere Schweizer Medien berichten am Donnerstag über den Fall. Die Online-Ausgabe des "Tages-Anzeigers" sprach vom Kauf in Österreich als einem "Image-GAU". Die Zürcher Kantonalbank habe besonders stark von ihrem Ruf als "saubere" Bank profitiert. Die Skandale um die UBS haben der drittgrößten Schweizer Bank denn auch eine massive Zunahme an neuen Kundengeldern beschert. Diesem Ruf wurde sie auch im vergangenen Sommer gerecht , als sie als erste Schweizer Bank beschloss, sich bei ihren ausländischen Kunden zu erkundigen, ob sie in ihrem Heimatland Steuern bezahlen. Unter den übrigen Schweizer Banken wird das bis heute kontrovers diskutiert. Jetzt habe dieses Saubermann-Image der Staatsbank allerdings einen herben Dämpfer erlitten, so der Tages-Anzeiger. Der Grund liege im Ausland, im Kauf der Privatinvest.

Von dieser liegt bisher kein Statement vor. Gegen finanzielle Schäden, die sich aus Unregelmäßigkeiten von Bankgeschäften in der Vergangenheit ergeben könnten, hat sich die Kantonalbank nach eigenen Angaben bei den bisherigen Besitzern der Bank vertraglich abgesichert, berichtete die Schweizer Nachrichtenagentur sda am Donnerstag.  (APA/red)