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Er selbst will nicht mehr kandidieren: Anas Shakfeh, Oberhaupt der österreichischen Muslime, braucht einen Nachfolger. Gegen eine Frau würde sich die Islamische Glaubensgemeischaft nicht sperren.

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Wien - Die heimischen Muslime wählen ihre Vertreter nach neuem Modus - bis der nächste Präsident, Nachfolger ihres langjährigen und längst amtsmüden Oberhauptes Anas Schakfeh, tatsächlich feststeht, dauert es allerdings noch fast ein Jahr.

Der Grund dafür, warum sich das in der Islamischen Glaubensgemeinschaft derart lang hinzieht: Das eben in Kraft getretene etwas komplizierte Wahlsystem. Und: Erstmals registriert die Gemeinschaft dafür auch gleich sämtliche ihrer Mitglieder.

Über den Sommer läuft also noch das Deklaratsverfahren für die muslimische Bevölkerung. Die Mitgliedschaft ist ab dem 14. Lebensjahr möglich, zum Preis von 20 Euro jährlich - das ist die Kultusumlage. Ab 16 sind dafür 40 Euro fällig. Erst mit dieser Registrierung sind die Muslime wahlberechtigt.

Nach Bundesländern gestaffelt wählen dann die Mitglieder der Islamischen Glaubensgemeinschaft - den Auftakt machen die Kärntner am 21. November, am 17. April sind die Wiener als Letzte an der Reihe. Konkret votiert wird für die sogenannten neun "Gemeindeversammlungen", die wiederum mitbestimmen, wie der Oberste Rat beschickt wird und wer letztendlich Präsident wird.

Deutschkenntnisse erwünscht

Von den Kandidaten für die Gemeindeversammlung werden Deutschkenntnisse "ausdrücklich erwünscht", erklärte Schakfeh am Donnerstag. Die Sprachkenntnisse stünden zwar nicht in der Wahlordnung und seien daher nicht Pflicht, aber: "Man muss nicht perfekt sprechen und grammatikalisch richtig schreiben, doch in den verschiedenen Gremien sollte man sich dann schon auf Deutsch verständlich machen können." Und: Auch Frauen sind für die Kandidatur "ausdrücklich willkommen", denn: Vor allem die islamischen Vereine seien noch immer "sehr oft männlich dominiert", sagte Carla-Amina Baghajati, Sprecherin der Gemeinschaft. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass eine Frau die nächste Präsidentin werde.

Kein Nachfolger in Sicht

Über seinen Nachfolger wollte Schakfeh nicht spekulieren - weil es dafür noch zu früh sei. Er selbst werde jedenfalls "kein Kandidat sein" . Der Nochpräsident der Muslime rechnet jedoch mit einer hohen Wahlbeteiligung. Aktuelle Mitgliederzahlen seiner Glaubensgemeinschaft konnte oder wollte Schakfeh nicht nennen. Nur so viel: Etwa die Hälfte der österreichischen Muslime lebe im Raum von Wien.

Über den korrekten Vorgang wacht übrigens ein siebenköpfiges Wahlkomitee, das vom derzeitigen Obersten Rat berufen wurde. Dessen Vorsitzender: Omar Al-Rawi, Rathaus-Abgeordneter der SPÖ und Integrationsbeauftragter der Glaubensgemeinschaft in Personalunion. Ein Unvereinbarkeitsproblem gebe es dabei nicht, versicherte Schakfeh. "Al-Rawi ist kein Imam und auch kein Mufti." Vielmehr habe der Sozialdemokrat als Gewerkschafter jede Menge "Erfahrung" mit der Durchführung von Wahlen. Und überhaupt: In den Reihen der Gemeinschaft gäbe es auch viele ÖVP-Sympathisanten, genauso wie Grüne. Über die FPÖ verlor Schakfeh, seit Jahren im Dauerclinch mit den Blauen wegen islamophober Wahlkämpfe, kein Wort. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 2.7.2010)