Wien - "Die meisten Menschen denken, dass ein Märtyrer unbedingt auf dem Schlachtfeld in einem Kampf sterben muss. Im Islam gibt es aber auch andere Fälle, in denen ein Toter als Märtyrer betrachtet wird." Etwa: "... bei einem Massaker unter Zivilisten." Was die islamische Webseite nektar.co.at unter dem Stichwort "Dschihad" verbreitet, fällt für die Initiative liberaler Muslime Österreich (Ilmö) unter das Kapitel "gefährlich" , und zwar in Wort und Bild, denn die Erklärungen dazu, wer ein Märtyrer ist, sind mit zahlreichen unkommentierten Bildern von Attentatsopfern gespickt. "Das kommt einer Terrorverherrlichung gleich" , heißt es bei der Ilmö.

Dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ist die Webseite bekannt. Man halte sie unter Beobachtung, sagte ein Sprecher des Innenministeriums auf Anfrage des Standard. Strafrechtlich habe es bisher jedoch keine Gründe gegeben einzuschreiten - und auf eine gesellschaftspolitische oder ethische Bewertung könne man sich nicht einlassen.

Betreiber unbekannt

Wer die Webseite betreibt und gestaltet, ist für normale User unergründlich. Es gibt kein Impressum, "über uns" verrät lediglich: "Wir sind Privatpersonen, die es Deutschsprachigen erleichtern möchten, den Islam zu verstehen und kennen zu lernen. Zwar steigt die Anzahl deutscher Publikationen über den Islam, dennoch sind viele Themen noch nicht erschlossen oder das jeweilige Informationsmaterial nicht allen zugänglich. Wir hoffen, mit unserer bescheidenen Seite einen kleinen Beitrag leisten zu können. Unsere Tätigkeit ist unabhängig von politischen, religiösen und anderen Organisationen." Dazu der Hinweis: "Die Verfasser der Homepage weisen ausdrücklich darauf hin, dass der Inhalt der Artikel und Nachrichtenmeldungen nicht mit der Meinung beziehungsweise den Ansichten der Verfasser übereinstimmen muss."

Die Domain ist auf eine Einzelperson in Wien-Leopoldstadt registriert. Mehrere Versuche des Standard, den Domain-Inhaber telefonisch zu kontaktieren, blieben erfolglos. (bay, simo, DER STANDARD, Printausgabe, 2.7.2010)