Matamoros/Washington - Die von der Ölpest betroffene Region blieb vom Hurrikan "Alex" verschont. Der Wirbelsturm hat im Nordosten Mexikos und im US-Bundesstaat Texas Bäume entwurzelt und Straßen überflutet; mindestens ein Mexikaner kam ums Leben.

Die Bekämpfung der Ölpest nach dem Untergang der Ölplattform "Deepwater Horizon" hat der Wirbelsturm dennoch behindert. Die Einsatzkräfte hatten die Säuberungsarbeiten an der Küste vorübergehend eingestellt. Auch das Verbrennen von ausgetretenem Öl an der Wasseroberfläche wurde gestoppt ebenso wie das Sprühen von Chemikalien zum Auflösen der Ölteppiche. Ein Super-Tanker soll demnächst entscheidende Fortschritte im Vorgehen gegen die Ölkatastrophe bringen. Das riesige taiwanische Schiff "A Whale" ("Ein Wal" ) könne täglich bis zu 80 Millionen Liter des verseuchten Wassers von Öl befreien, berichteten US-Medien am Donnerstag. Zunächst stand es in einem Hafen in Louisiana.

Barack Obama sollte sich am Donnerstag mit ranghohen Regierungsmitgliedern treffen, um über den Stand der Aufräum- und die Eindämmungsarbeiten von BP zu beraten. Am Mittwoch gab der US-Präsident in einer offiziellen Stellungnahme den Rahmen für einen Wiederaufbauplan für den verseuchten Golf vor.

Die Sanierung der Golfküste soll Ray Mabus koordinieren, Secretary der US-Marine und früherer Gouverneur des US-Bundesstaats Mississippi. Der 61-Jährige soll raschestmöglich einen Langzeitplan vorlegen, in dem Bedürfnisse beurteilt und Empfehlungen für Bundeshilfen gegeben werden sollen. Mabus traf bereits 50 Behördenvertreter zum Gespräch.

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Wiederhergestellt werden soll, wenn es nach British Petrol geht, auch der Ruf BPs. Konzernchef Tony Hayward und andere Topmanager der Firma sollen Medienberichten zufolge in einer Art PR-Tour in den nächsten Wochen Politiker und Geschäftspartner auf vier Kontinenten besuchen.

Laut Financial Times haben sich die Kreditbedingungen für den Konzern in den vergangenen Tagen verschlechtert. BP muss mehr Gebühren und Zinsen zahlen als zuvor. Dem Bericht zufolge wolle die Ölfirma von Banken weitere fünf Mrd. US-Dollar (rund vier Mrd. Euro) - nach Informationen von "Personen, die mit den Kreditverhandlungen vertraut sind" . Vergangenen Woche hatte sich BP bereits rund 20 Mrd. Dollar Bargeld und Kredite besorgt. Diese Summe soll im Hilfsfonds bereit liegen, den der Energieriese vor wenigen Tagen eingerichtet hat.

Die Reinigungsarbeiten und Kompensationen für Betroffene kosteten den Konzern bisher etwa 2,7 Mrd. Dollar (2,17 Mrd. Euro). Diese Summe dürfte sich aber noch stark erhöhen. Analysten schätzen, dass sich die Schäden für BP auf bis zu 40 Mrd. Dollar addieren könnten. Zudem besteht ein Risiko für Einnahmeausfälle durch Boykotts: Am Mittwoch wurde bekannt, dass der Schmierstoffspezialist Liqui Moly BP von seiner Lieferantenliste gestrichen hat. (dpa, Reurers, spri, DER STANDARD - Printausgabe, 2. Juli 2010)