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Grafik: APA

Wien - Österreichs Uni-Rektoren schlagen Alarm: Sollte es - wie vom Wissenschaftsministerium angekündigt - ab 2013 zu einer "Budget-Stagnation" kommen, werde dies zu einem "empfindlichen Rückschritt in der Qualität der Forschung und Lehre" an Österreichs Universitäten kommen, warnte der Vorsitzende der Rektorenkonferenz und Rektor der Technischen Uni Graz, Hans Sünkel, am Donnerstag im Gespräch mit dem Standard.

Nicht nur die Universität für Bodenkultur (Boku), die bereits um ihre Liquidität fürchtet, sei betroffen, auch "seine" Technische Universität Graz müsse beträchtliche Einbußen hinnehmen. Im Sommer werde die Universitätsleitung daher in einem mehrtägigen Seminar "Redimensionierungen" der Universität überlegen. Sünkel: "Wenn wir tatsächlich solche Reduktionen wie die Boku hinnehmen müssen - und das ist zu erwarten, weil auch wir enorme Steigerungen bei den Studierendenzahlen, aber keine steigenden Budgets haben -, bedeutet das, dass wir kürzen müssen. Das hieße, dass wir 100 bis 150 Personen abbauen müssen. Da blieben nicht nur die Bediensteten, sondern auch die Studierenden und Wissenschafter auf der Strecke. Es wäre furchtbar, wirklich schlimm."

Sünkel, der zurzeit an einer internationalen Rektorenkonferenz in New York teilnimmt, weiß von einem "völligen Unverständnis" bezüglich der österreichischen akademischen Situation in internationalen Uni-Kreisen. Sünkel: "Man lacht über uns."

Bitter für die Unis

Die TU Graz und die Boku sind nicht die Einzigen, die klagen. Die vom Wissenschaftsministerium den Universitäten bereits angekündigte Stagnation ihrer Budgets ab 2013 kostet die Hochschulen eine Menge des eigentlich erwarteten Geldes. In der derzeit laufenden Leistungsvereinbarungsperiode (2010-2012) erhalten die Unis noch mehr Geld, nämlich insgesamt rund 6,51 Milliarden Euro, das ist laut Ministerium ein Zuwachs von knapp zehn Prozent. Danach schaut es für die Unis aber bitter aus.

Der Rektor der Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger, geht bei einem stagnierenden Budget für die Uni zwischen 2013 und 2015 von einem realen Verlust von zirka 20 Prozent des Budgets von 2012 aus. Das wären in Salzburg deutlich über 20 Millionen Euro. Sollten die Sparmaßnahmen tatsächlich kommen, müssten die heimischen Universitäten das System der Leistungsvereinbarungen hinterfragen. Schmidinger: "Wenn die einzige Devise Einsparung ist, brauche ich keine Leistungsvereinbarung." Er könne sich vorstellen, solche Vereinbarungen künftig nicht mehr zu unterschreiben. In Salzburg ist die Situation besonders dramatisch, da in den deutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg 2011 und 2012 wegen einer Umstellung im Bereich der Oberstufe jeweils zwei Maturajahrgänge die Schulen verlassen. Konkret wird für die Uni Salzburg daher mit einem weiteren Zuwachs an Studierenden (derzeit 16.500) um ein- bis zweitausend gerechnet.

In Linz wurde das Budget 2010 bis 2012 für die Johannes-Kepler-Universität (JKU) um 20 Prozent von 222 auf 268,6 Millionen Euro angehoben. Trotzdem komme die Linzer Uni im Vergleich zu den anderen österreichischen Hochschulen immer noch zu kurz, betont Rektor Richard Hagelauer. Sollten die Uni-Budgets ab 2013 tatsächlich eingefroren werden, bedeute dies eine Kürzung von zehn Prozent des Budgets. Die JKU hätte dann zehn Millionen Euro weniger pro Jahr, schätzt Hagelauer. Dann würde auch der geplante Ausbau der JKU - naturwissenschaftlich-technische Fakultät, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft sowie Jus - wackeln.

Keine Nachbesetzungen

Für Uwe Steger, Sprecher der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, ist "das letzte Wort in Sachen Uni-Budget möglicherweise noch nicht gesprochen" . Eine Stagnation des Uni-Budgets ab 2012 bedeute aber auch hier de facto Einsparungen. "Im Notfall werden Professuren nicht nachbesetzt oder Umbauten nicht fertiggestellt." An der LFU Innsbruck seien die Studierendenzahlen im vergangenen Jahr um 15 Prozent gestiegen.

Der Rektor der Med-Uni Innsbruck, Herbert Lochs, warnt, seine Universität sei aufgrund der Einsparungspläne in zweierlei Hinsicht betroffen. Erstens würde die Qualität der Ärzteausbildung schlechter, und zweitens würde auch die forschungsgeleitete Spitzenmedizin unter den Einsparungen leiden. Beides würde mittelfristig "ernsthafte Folgen für die Patientenversorgung haben" .

Und auch die Klagenfurter Uni braucht mehr Geld und wäre von der Entwicklung betroffen. "Es muss auch in Sparzeiten in Forschung und Bildung investiert werden, weil sonst die Entwicklung des Landes gefährdet ist" , sagt Rektor Heinrich C. Mayr. (ker, mue, neu, stein, ver, DER STANDARD, Printausgabe, 2.7.2010))