Wien - Die massiven Überschüsse an Biogetreide treiben einen tiefen Keil durch die Branche. An der einen Front steht Rewe, die hunderte Vertragsbauern unter sich sammelt. Sie liefern an die Handelsfirmen Crop Control und Pinczker. Beide haben die für die Ernte 2009 vereinbarten Preise ausbezahlt.

An der anderen Front: die Bio Austria mit der Agentur für Biogetreide, die dazu finanziell nicht in der Lage ist. Eine Lösung soll demnächst vorliegen, es gebe Bankenzusagen, sagt Andreas Kocourek - die Erlöse für die neue Ernte seien finanziell abgesichert. Der Gesellschafter der Agentur löst Josef Weghaupt als Geschäftsführer ab.

Die Agentur saniere sich zulasten der Biobauern, kritisiert Rewe-Lieferant Johann Pinczker. Er habe alle Verträge auf Cent und Beistrich korrekt erfüllt. Viele Bauern versuchten zu ihm zu wechseln, erzählt Crop Control-Chef Karl Fischer. Er bringe aber die zusätzliche Menge derzeit am Markt nicht unter. Für die Ernte 2010 erhalten seine Bauern für die Tonne Getreide um bis zu 100 Euro weniger als im Vorjahr: Man müsse sich an die Marktgegebenheiten anpassen.

Die Zeiten, in denen für Biogetreide mehr als 300 Euro pro Tonne zu bekommen waren, sind vorbei. Viele sitzen nach der Goldgräberstimmung der Vorjahre auf vollen Lagern, vor allem auf Futtergetreide. In Deutschland sollen für Biogetreide oft nur noch konventionelle Preise bezahlt werden.  (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.7.2010)