Bild nicht mehr verfügbar.

Dichand: "Menschlichkeit muss vor Recht gehen."

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Jedenfalls nicht, was die Position ihres vor kurzem verstorbenen Herausgebers betrifft: Kleiner Rundgang durch "Cato"-Kommentare aus dem Herbst 2007:

(12.10.) "Nach Natascha Kampusch steht jetzt seit Tagen Arigona Zogaj im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Wir in der ,Krone' haben dabei immer wieder darauf hingewiesen, dass es ein großer Fehler der Zuständigen war, die Asylanträge jahrelang einfach liegen zu lassen.

Dadurch haben Politiker Schuld auf sich geladen. Das ist unverzeihlich, weil es dabei um Menschenschicksale geht. Nun hat sich ein oberösterreichischer Pfarrer des Mädchens angenommen und sie sozusagen unter seinen Schutz gestellt. (...) Wie also könnte eine Lösung aussehen? Dem Mädchen sollte nichts passieren. Auch einem Teil ihrer Familie, die ja als voll integriert angesehen wird, müsste erlaubt werden, mit Arigona zusammen in Österreich zu leben. Durch viele Anrufe wurde die Redaktion aufmerksam gemacht, dass einige unserer Leser mit dieser unserer Haltung nicht einverstanden sind. Das tut uns leid, weil wir meinen, dass durch arge Versäumnisse auf Seiten der Politik Schuld entstanden ist, die wir durch Nachsicht anstelle von Recht zum Teil gutmachen können. Wir halten dies für unsere moralische und auch christliche Pflicht."

(7. 10.) "Seit vielen Jahren bleiben die Asylverfahren liegen. So ist der unmögliche Zustand eingetreten, dass die Übersicht verwirrend ist. Die einen wollen jetzt alle Ausländer dabehalten, die anderen wollen alle hinauswerfen. In dieser Atmosphäre will sich ein fünfzehnjähriges Mädchen für seine Familie opfern und sich umbringen, wenn es von den Seinen getrennt werden sollte. Da gibt es gleich wieder welche, die sagen, der angekündigte Selbstmord sei ohnehin nur ein Trick. Die wirkliche Schuld für die Asylmisere liegt aber ganz klar bei den Politikern. Dabei haben wir einen Innenminister, dem wir zutrauen, eine humane Lösung zu suchen und auch zu finden. Günther Platter ist tatsächlich gerne zu einem Gespräch mit dem Mädchen bereit. Mit dem Spruch, der Staat dürfe sich nicht erpressen lassen, wird man in diesem Fall nicht weiterkommen.

Die Regierenden müssen einsehen, dass sie in Sachen Asylpolitik bisher zu wenig getan haben und dieses Problem einfach liegen gelassen haben."

(3. 10.) "Ein 15-jähriges Flüchtlingsmädchen droht sich umzubringen, wenn sie von ihren Eltern getrennt werden sollte. Das hat man anscheinend vor, weil Mitglieder ihrer Familie mit einem oder mehreren kleinen Delikten straffällig geworden sein sollen. Man weiß da nicht mehr darüber. Es dürfte sich aber um Kleinigkeiten handeln. Deshalb meine ich, wenn es um ein Menschenleben geht, müsste die Politik Nachsicht walten lassen. Wer von den Politikern getraut sich so zu handeln? In diesem Fall muss einfach Menschlichkeit vor Recht gehen, kann ich nur überzeugt sagen. Deshalb spreche ich es auch klar aus." (DER STANDARD - Printausgabe, 2. Juli 2010)