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Ein Esel, wer seinen Freund fürchtet: Shrek muss leiden.

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Wien - Ach, wie gut, dass ein erfolgreiches Franchise viele Sequels nach sich zieht! Zumindest einer, nämlich Rumpelstilzchen, muss sich das gedacht haben, denn in "Für immer Shrek" / "Shrek Forever After" kommt das kleine Männchen aus der Grimm'schen Märchenwelt zu seinem großen Auftritt. Neiderfüllt seit dem Tag, als ihm der Oger in letzter Sekunde die Herrschaft über Far Far Away entrissen hat, wartet es auf eine günstige Gelegenheit für seine Revanche.

Wir erinnern uns: Shrek, die zumindest kommerziell erfolgreichste Antwort von DreamWorks auf die Konkurrenz des Pixar-Studios, wurde in "Shrek der Dritte" Familienvater. Zu Beginn des vierten und angeblich endgültig letzten Teils der animierten Märchenverwertungsreihe packt den domestizierten Wüterich, der zwischen Kinderpflege und Touristenattraktion keine Ruhe mehr findet, akute Sehnsucht nach seiner eigentlichen Natur: Was wäre, wenn alles wieder wie früher wäre und er als gefürchtetes Monster durch Schlammlandschaften jagen könnte - fern aller lästigen familiären Pflichten?

Ein Verhandlungstalent wie Rumpelstilzchen weiß dafür Rat: Shrek unterzeichnet einen tückischen Vertrag und findet sich in einer Alternativwelt wieder. Dort lebt er aber nur kurz vergnügt wie in alten Zeiten, denn die Ungebundenheit entpuppt sich alsbald als Albtraum. Das Szenario stammt, wie oft im zitatgesättigten Shrek-Universum, aus einem anderen Film: Auch in Frank Capras Drama "Ist das Leben nicht schön!" / "It's a Wonderful Life" bringt erst das Ausblenden der realen Welt die Wertschätzung dessen hervor, was man besessen hat.

Der szenische Wechsel wirkt bei Shrek allerdings eher aufgepfropft und erhöht die Dynamik nur unmerklich. Er dient vor allem als künstliches Vehikel, um die Dinge am Laufen zu halten - einen ganzen Film nur Shrek in der Ehekrise wollte man dann doch nicht erzählen. Das Manko an Originalität sieht man "Für immer Shrek" mehr als den früheren Teilen an: Die derzeit ohnehin obligatorische 3-D-Aufrüstung ergibt bei ein paar turbulenten Besenjagden Sinn - Shrek muss sich mit bösen Hexen duellieren -, trägt sonst aber eher zur Überladenheit der Bilder bei; die ironischen Verkehrungen von Märchenstandards, bisher die kreative Grundidee des Shrek-Franchises, ist nachlässiger ausgeführt. Das hält die Komik diesmal in Grenzen: Am besten gelungen ist noch eine alternative Fettwanstversion des Katers.

Gerade im Vergleich mit der humanistischen Kraft der Pixar-Filme wirkt Shrek klobig und recht leblos - die Beseelung der Wesen mag nicht recht gelingen, obwohl es um nichts weniger als die wahre Liebe geht: Nur sie löst Rumpelstilzchens Vertrag auf. Dass ein simples Busserl auf den Mund aber zu wenig ist, um die Geliebte zu überzeugen, muss Shrek am eigenen Leib erfahren. Er legt sich daraufhin mehr ins Zeug - Ähnliches hätten auch die Macher beherzigen sollen. (Dominik Kamalzadeh / DER STANDARD, Printausgabe, 2.7.2010)