Klagenfurt/Wien - Gerald Dietrich, ehemaliger Geschäftsführer der Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft, wirft Haupteigentümer SPÖ "verantwortlungslosen" Umgang mit dem Unternehmen vor. Insbesondere der früheren Kärntner SPÖ-Chefin Gabi Schaunig:"Die Eigentümervertreterin hat die Rettung des Unternehmens sträflich vernachlässigt."

2007 hätten sich heimische Unternehmen fürdie Firma und ihr Gebäude interessiert, sagt Dietrich. Schaunig habe den geplanten Verkauf am Tag vor Unterzeichnung blockiert. 20 Jobs sollten gestrichen werden. "Abenteuerliche Klimmzüge - hier wurde fast fahrlässig gehandelt. Alle Warnungen wurden in den Wind geschlagen" , sagt Dietrich. Er habe vor der existenziellen Gefahr gewarnt. 2008 verließ er die Firma.

Donnerstag wurde am Landesgericht Klagenfurt ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet. Die Druckerei ist laut Kreditschutzverband mit 8,9 Millionen Euro überschuldet. Quote laut Insolvenzantrag: 30 Prozent. Hauptgläubigerin ist die Hypo Alpe Adria. Ihr schuldet die Druckerei rund 8 Millionen Euro, Lieferanten rund 1,2 Millionen.

50 von laut KSV 149 Beschäftigten wurden wie berichtet dem Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. Die Gekündigten erhalten vorerst kein Geld aus dem Insolvenzfonds. Gewerkschaftsmitgliedern hilft vorerst der ÖGB.

Die Kärntner SPÖ hält 45 Prozent an der Kärntner Tageszeitung. Dietrich gibt ihr "nur mehr bis Jahresende" . SP-Obmann Peter Kaiser sieht das Blatt von der Insolvenz der Druckerei nicht betroffen. Er tue"alles für ihre Zukunft" . Schaunig erklärte, sie habe sich 2007 "für die Arbeitsplätze" entschieden. (APA, fid, DER STANDARD, Printausgabe, 2.7.2010)