Paris - Die Erderwärmung führt zu einer starken Verringerung des Phytoplanktons in den Ozeanen, was zunehmend die gesamte Nahrungskette in den Meeren gefährdet: Zu diesem Schluss kommen drei Forscher der Universität Dalhousie in der kanadischen Provinz Neuschottland in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Demnach ging die Masse an Phytoplankton in den vergangenen 60 Jahren um rund 40 Prozent zurück. Dies habe weitreichende Auswirkungen auch für die Menschen, heißt es in der Studie, die von dem renommierten Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlicht wurde.

"Phytoplankton produziert die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen, es reduziert den Gehalt an CO2 und ist letztlich auch ausschlaggebend für den Fischfang", hob Ko-Autor Boris Worm hervor. Für die Untersuchung kombinierten die Wissenschaftler modernste Technologie mit historischen Messtechniken. Die exaktesten Angaben über die Biosphäre der Meere liefern heute Satellitenbilder, die aus dem All aufgenommen werden. Auswertbare Satellitenaufnahmen gibt es aber erst seit den 90er Jahren - was für Langzeitstudien nicht ausreicht.

Altbewährte Messmethode

Für die Jahrzehnte davor konnten Worm und seine beiden Kollegen auf Daten zurückgreifen, die mit einer Technik gewonnen wurden, die im ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelt wurde. Dazu wurde eine weiße Scheibe regelmäßig im Meereswasser versenkt, bis sie nicht mehr zu sehen war. Diese ergab Hinweise auf das Licht, das durch die oberen Wasserschichten gelangte. Die Aufzeichnungen darüber geben ziemlich genau die Konzentration von Chlorophyll an, das im Phytoplankton enthalten ist. Sie sind die Grundlage für eine umfangreiche Datenbank, mit der die kanadischen Forscher die Planktonkonzentrationen seit 1899 zurückverfolgen konnten.

Die Auswertung ergab eine Parallele zwischen dem Rückgang des Planktons und dem Anstieg der Wassertemperaturen im Zuge des Klimawandels. Die Erderwärmung wirke sich somit direkt auf die Ozeane aus, die ohnehin schon durch Fischfang und Verschmutzung belastet seien, heißt es in der Studie. Dies gefährde die gesamte Nahrungsmittelkette, deren Grundlage das pflanzliche Plankton sei. Phytoplankton wird vom Zooplankton gefressen, etwa von winzigen Krebsen (Krill). Sie wiederum sind das Hauptnahrungsmittel unter anderem für Wale, Robben, Pinguine, sowie für zahlreiche Fische und Seevögel. (APA/red)