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Viktor Röthlin kehrte mit eindrucksvoller Leistung auf die Marathon-Strecke zurück.

Foto: Reuters/Vidal

Barcelona - Der Schweizer Victor Röthlin hat am Sonntag den Marathon bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Barcelona gewonnen. Der 35-Jährige, der sich vor vier Jahren in Göteborg EM-Silber geholt hatte, setzte sich in seinem ersten Lauf über 42,195 Kilometern seit zwei Jahren in 2:15:31 Stunden souverän vor dem Spanier Jose Manuel Martinez (2:17:50) und dem Russen Dmitrij Safronow (2:18:16) durch. Der Oberösterreicher Günther Weidlinger, der zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärter gezählt hatte, landete auf dem 18. Platz. Wie bei den Frauen waren viele von Europas Weltklasseläufern wegen der lukrativen Stadtmarathons im Herbst nicht am Start. (APA/sid) 

"Unglaublich heiß", brach es aus Weidlinger in der Mixed-Zone mit kühlendem Eispackerl auf dem Kopf heraus. Ähnliches habe er noch nicht erlebt, meinte er auf dem Boden sitzend. "Mein Schädel brummt unglaublich. Ich bin dann zwischenzeitlich immer wieder auch ein Stück gegangen, ohne Pause hätte es mich umgehauen. Aber Aufgeben war kein Thema."

Der Lauf durch die City über 42,195 Kilometer wurde um 10.05 Uhr bei bereits 26 Grad Celsius gestartet und führte zuerst zweimal über eine Einkilometerschleife, anschließend mussten vier Runden zu je zehn Kilometern absolviert werden. Weidlinger zeigte sich von Beginn an in der Spitze, nach fünf Kilometern lag er auf Platz zwei hinter dem Italiener Ruggero Pertile. Ein früher Ausreißversuch von Jurij Abramow bei Kilometer acht ließ die Topläufer unbeeindruckt, der Russe wurde bei der 15-Km-Marke locker wieder gestellt.

Auf dem 20. Kilometer fiel Weidlinger zurück, zur Hälfte der Distanz lag er auf Platz elf. Ab da begann der Leidensweg für ihn aber erst so richtig. Er sei kontinuierlich langsamer geworden und sich am Ende wie ein Hobbyläufer vorgekommen. Auch die Nahrungsaufnahme sei ihm wegen Magenproblemen schwergefallen, jede Verpflegungsstelle habe er genutzt, um sich Wasser überzugießen. Vorne hatte sich indes eine Sechsergruppe mit  Röthlin sowie den Favoriten Stefano Baldini (Italien), Martinez und James Theuri (Frankreich) gebildet. Titelverteidiger Baldini gab aber kurze Zeit später auf.

Ungewissheit

Es kam nun die große Zeit von Röthlin, der eine Attacke startete, sich absetzte und ein einsames Rennen bis ins Ziel lief. Der Olympiasechste hatte vor dem Lauf angegeben, nicht zu wissen, auf welchem Leistungsniveau er sich befinde, das Gespür dafür sei ihm verloren gegangen. Nach schweren Jahren - 2009 erlitt er zwei Lungenembolien und musste sich zudem an der Ferse operieren lassen - meldete sich der Eidgenosse eindrucksvoll zurück.

Von den weiteren Österreichern stieg Florian Prüller bei Kilometer 23 aus. "Es hat schon beim Start im Bauch gezwickt, am Beginn des Rennens habe ich mich gut gefühlt, doch dann musste ich zweimal auf die Toilette", sagte Prüller, der in der Nacht Durchfall bekommen hatte. Christian Pflügl wurde in 2:53:15 44. und gestand: "Dass ein Marathon so hart sein kann, hätte ich nicht gedacht. Es ist schon nach zwei Kilometern nicht rund gelaufen. Ich wollte aber unbedingt ins Ziel."

Damit kam das ÖLV-Team nicht in die Mannschaftswertung für die ein Land ein Trio ins Ziel bringen muss. Es siegte Spanien vor Russland und Italien. (APA/red)

Ergebnisse Männer, Marathon: 1. Viktor Röthlin (SUI) 2:15:31 Stunden - 2. Jose Manuel Martinez (ESP) 2:17:50 - 3. Dmitri Safronow (RUS) 2:18:16 - 4. Ruggero Pertile (ITA) 2:19:33 - 5. Pablo Villalobos (ESP) 2:19:56 - 6. Rafael Iglesias (ESP) 2:20:14 - 7. Migidio Bourifa (ITA) 2:20:35 - 8. Lee Merrien (GBR) 2:20:42. Weiter: 18. Günther Weidlinger 2:23:37 - 44. Christian Pflügl (AUT) 2:53:15. Aufgegeben: u.a. Florian Prüller (AUT)