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Die Wikileaks-Protokolle zeigen die Kluft zwischen Propaganda und Realität im Afghanistan-Krieg: im Bild  afghanische Soldaten ...

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... und US-Soldaten in Kandahar.

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Downing Street atmet auf. Die diplomatische Verstimmung zwischen Pakistan und Großbritannien wird sich nicht wie befürchtet auswachsen. Zwar hatte am Samstag der pakistanische Geheimdienst ISI ein geplantes Treffen mit britischen Kollegen in London abgesagt. Aber am Sonntag wurde bestätigt, dass Pakistans Präsident Asif Ali Zardari auf seiner Europareise dennoch wie geplant auch Großbritannien besuchen und sich mit Premier David Cameron treffen wolle. Man hoffe auf „fruchtbare Gespräche", versicherten pakistanische Beamte.

Der diplomatische Fallout von Camerons Indienreise scheint sich in Grenzen zu halten. Dieser hatte sich mit Bemerkungen, die er in Bangalore machte, weit aus dem Fenster gehängt. Pakistan, sagte Cameron dort zum Gefallen seiner indischen Gastgeber, dürfe nicht mehr „in beide Richtungen schauen" und weiterhin „die Verbreitung von Terror unterstützen, ob nach Indien, Afghanistan oder sonstwo in der Welt".

„Solche unverantwortlichen Stellungnahmen", drohte ein Sprecher des ISI, „können die Zusammenarbeit mit Großbritannien beeinträchtigen." Auf die ist das Königreich aber angewiesen. Rund eine Million Menschen mit pakistanischem Migrationshintergrund leben in Großbritannien. Die Terroranschläge auf die Londoner U-Bahn vom Sommer 2005 wurden von islamistischen Briten ausgeführt, die in pakistanischen Trainingscamps ausgebildet wurden. Um künftige Anschläge von sogenannten „hausgemachten" Terroristen wirksam verhindern zu können, ist eine Kooperation mit dem pakistanischen Geheimdienst unverzichtbar.

Beziehungen reparieren

Downing Street beeilte sich zu versichern, dass der Premier nicht gemeint habe, dass die Regierung, sondern nur dass gewisse Kreise in Pakistan den Terror unterstützen. Man versäumte auch nicht, darauf hinzuweisen, dass Pakistan einer der größten Empfänger britischer Entwicklungshilfe ist und diese über die nächsten drei Jahre um 40 Prozent steigen wird. Jetzt will man bei den Gesprächen zwischen Cameron und Zadari am Dienstag die Beziehungen wieder reparieren. Auch daheim erntete der Premier viel Kritik mit seinen freimütigen Äußerungen.

Schon bei seinem Antrittsbesuch in Washington hatte Cameron für Aufsehen gesorgt, als er das besondere Verhältnis zwischen Großbritannien und den USA zu definieren versuchte: „Tatsache ist", sagte er, „wir sind ein sehr effizienter Partner der USA, aber wir sind der Juniorpartner. Wir waren auch der Juniorpartner 1940, als wir gegen die Nazis kämpften." Das war für britische Patrioten eine Ohrfeige: 1940 waren die USA noch gar nicht in den Krieg eingetreten und das Königreich allein auf weiter Flur im Kampf gegen Nazideutschland.

Auch auf der nächsten Station seiner Weltreise trat der Premier ins Fettnäpfchen. In der Türkei nannte er die Gegner eines türkischen EU-Beitritts „protektionistisch, polarisiert oder voreingenommen" - gemeint waren Deutschland und Frankreich. Und in der gleichen Rede brüskierte er auch noch Israel, als er den Gazastreifen als „ein Gefangenenlager" bezeichnete. (Jochen Wittmann aus London, DER STANDARD, Printausgabe, 2.8.2010)