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Glückliche Familien gäbe es auch bei weniger, treffsichereren Förderungen, argumentiert Friesl von der Industriellenvereinigung.

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Wien - Mit dem herkömmlichen Familienbild kann Christian Friesl, Gesellschaftspolitik-Referent der Industriellenvereinigung, nicht viel anfangen - und nach seiner Einschätzung stünden heute nicht einmal mehr die Bischöfe zum Modell einer Familie, wo der Vater arbeitet und die Mutter sich um die Kinder kümmert. Wolle man eine kinderfreundliche Gesellschaft, dann müsse man die Frauen und Männer, die Kinder und Jugendlichen fördern - nicht aber die Familie als solche.

Industriellenvereinigung: Viele Ausgaben nicht gerechtfertigt

Daher unterstützt die Industrie die Pläne, beim nächsten Budget Familienleistungen einzuschränken. Friesl zum STANDARD: "Heute gibt es eine Menge an Leistungen, die kaum wahrgenommen werden, sich aber allein im Jahr 2008 auf 8,5 Milliarden Euro summiert haben. Für das, was der Staat da ausgibt, erreichen wir zu wenig. Weder steigt die Fertilität noch steigt die Teilnahme der Frauen am Arbeitsmarkt signifikant. Und ob die Zufriedenheit steigt, wage ich auch zu bezweifeln."

Friesl schlägt vor, das System der Familienförderung auf ein bis zwei Transferleistungen und ein bis zwei Steuervorteile zu reduzieren - derzeit gibt es nach seiner Zählung allein sieben steuerliche Begünstigungen. Ein Steuervorteil, den er sofort streichen würde, ist der Alleinverdienerabsetzbetrag für Paare, wo keine Kinder betreut werden. Außerdem auf der Streichliste: Der erst im Vorjahr eingeführte Kinderfreibetrag von 220 Euro und die 13. Auszahlung der Kinderbeihilfe.

Streichung der 13. Kinderbeihilfe

Vor allem die beiden steuerlichen Maßnahmen würden den gehobenen Mittelstand treffen. Und der Streichung der 13. Kinderbeihilfe, die alle Familien trifft, stellt Friesl eine andere Entlastung gegenüber: Dafür könne man auf jene 24 Millionen Euro verzichten, die derzeit als Selbstbehalt für Schulbücher bezahlt (und vom Staat aufwändig administriert) werden müssen. Auch würde man sich dann eine kräftige Valorisierung der Familienbeihilfe leisten können. Und so insgesamt treffsicherer werden.

Generell meint Friesl, dass man viele Familienleistungen auf Sachleistungen - etwa einen Kinderbetreuungsscheck - umstellen könnte. Dass dies den sozialdemokratischen Forderungen der 1960er-Jahre entspricht, schreckt ihn nicht: "Volkswirtschaftlich bringen uns all die 'linken' Positionen weiter." (cs/DER STANDARD-Printausgabe, 2.8.2010)