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Bradley Manning drohen 52 Jahre Haft.

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Wer steckt hinter der Enthüllung der geheimen Afghanistan-Protokolle? Immer mehr deutet auf den 22-jährigen amerikanischen Soldaten Bradley Manning. Manning wurde bereits am 26. Mai auf der US-Militärbasis Forward Hammer, nahe Bagdad, wegen der Veröffentlichung eines Videos auf Wikileaks verhaftet und der Weitergabe militärischer Geheimnisse angeklagt. Ihm drohen bis zu 52 Jahre Haft.

Er arbeitete als Geheimdienstanalyst für das US-Militär im Irak und hatte Zugang zu zwei geheimen Netzwerken: dem „Secret Internet Protocol Router Network" (Sirpnet) für diplomatische und militärische Verschlusssachen sowie dem „Joint Worldwide Intelligence Communication System", das als „top secret" eingestuftes Material speichert. Ab November letzten Jahres begann Manning, Dokumente auf seinen eigenen Laptop herunterzuladen.

Am 5. April wurde auf Wikileaks ein Video des US-Militärs veröffentlicht, das zeigt, wie ein Apache-Helikopter eine Gruppe von irakischen Zivilisten und zwei Reuters-Korrespondenten ins Visier nimmt und tötet. Das Video löste weltweit Empörung aus. Jetzt wussten die US-Behörden, dass sie ein Problem hatten. Bei der Aufdeckung der Quelle erhielten sie Hilfe von einer unerwarteten Seite: Manning wandte sich über einen Chat an den Computer-Hacker Adrian Lamo und schüttete sein Herz aus. Dieser aber lieferte ihn aus.

Als Manning verhaftet wurde, befand sich Wikileaks schon im Besitz der Afghanistan-Protokolle. Manning selbst hatte Lamo gesagt, dass er rund 260.000 diplomatische Telegramme an Wikileaks weitergeleitet habe. Diese Depeschen würden „fast kriminelle politische Deals" dokumentieren und detailliert zeigen, „wie die Erste Welt die Dritte Welt ausbeutet".

Manning soll Wikileaks zudem ein noch unveröffentlichtes Video über den US-Luftwaffenangriff auf Granai gegeben haben. Bei dem Massaker wurden am 4. Mai 2009 bis zu 145 Zivilisten getötet.

Eine Webseite und ein Eintrag auf Facebook trommeln für Unterstützung für den Zuträger. Daniel Ellsberg, der einst die Pentagon-Papiere an die Öffentlichkeit brachte, feierte Manning als „meinen neuen Helden: Er hat seinen Eid auf die Verfassung aufrecht erhalten." Dieser hofft, dass seine Enthüllungen „zu einer weltweiten Diskussion, Debatten und Reformen führen. Wenn nicht, sind wir verloren." Der „Whistleblower" sitzt in einem Militärgefängnis in Kuwait. Wikileaks stellt die Anwälte.(Jochen Wittmann, DER STANDARD, Printausgabe, 2.8.2010)