Die Comedian Harmonists wussten das seit den 1920er-Jahren. Spät, aber doch wird diese Erkenntnis nun wissenschaftlich bestätigt. Julianne Holt-Lunstad von der Brigham Young University in Utah hat nachgewiesen, dass gute Freunde für die Gesundheit entscheidend sind.

Die Psychologin ließ 148 Studien auf die Korrelation von Sozialkontakten und Gesundheitszustand prüfen. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Wer weitgehend einsam lebt, geht ein ähnliches Gesundheitsrisiko ein wie Raucher, die sich 15 Zigaretten täglich reinziehen. Oder Alkoholiker. Kaum Freunde zu haben, ist so ungesund, wie auf Sport zu pfeifen. Krankhaftes Übergewicht wirkt sich nur halb so schädlich aus wie Einsamkeit.
Natürlich birgt diese Erkenntnis ungeheure Chancen für das Gesundheitssystem - echte Freundschaft gibt es nicht umsonst, nur geschenkt. Aber wie reagieren? Unser Menschenschlag ist dem Grant und der Mieselsüchtigkeit mit Hingabe zugetan. Im Zweifel gelten Hundestreicheln und Taubenfüttern allemal als lohnendste Form der Geselligkeit.

Wobei: Dass man sich im Grunde unbesorgt ansaufen, fettfressen und durchselchen darf, solange es unter guten Freunden geschieht: Das wäre doch ein Thema für eine Kampagne des Gesundheitsministers. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.8.2010)