Jerusalem/Kairo - Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rechnet binnen zwei Wochen mit einer Wiederaufnahme direkter Friedensverhandlungen in Nahost. Während einer Sitzung der Minister seiner Likud-Partei sagte der Regierungschef am Sonntag in Jerusalem, er erwarte bis Mitte des Monats direkte Gespräche mit den Palästinensern.

Die USA hatten in den vergangenen Tagen den Druck auf Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) erhöht. Die arabische Zeitung "Al-Hayat" veröffentlichte am Samstag einen Brief von US-Präsident Barack Obama an Abbas. Darin hieß es, die Vereinigten Staaten akzeptierten es nicht, wenn Abbas ihren Vorschlag, zu direkten Gespräche überzugehen, ablehne. Eine solche Ablehnung würde Konsequenzen nach sich ziehen. Der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat sagte, die Autonomiebehörde habe Israel zuletzt einen detaillierten Friedensplan übermittelt.

Der Palästinenserpräsident hat für direkte Gespräche mehrere Garantien gefordert. Israel soll unter anderem den Ausbau jüdischer Siedlungen im Westjordanland einstellen und sich zur Gründung eines Palästinenserstaates in den Grenzen von 1967 bekennen. Chefunterhändler Erekat sagte dem israelischen Armeesender am Sonntag, die Palästinenser hätten Israel mit dem neuen Friedensplan zur Lösung der Kernfragen des Nahost-Konflikts das "bisher beste Angebot" übermittelt, jedoch noch keine Antwort erhalten.

Im Gazastreifen kam es am Wochenende zu neuer Gewalt. In der Nacht zum Sonntag beschossen israelische Kampfjets zwei Schmugglertunnel im Süden des Palästinensergebiets, wie die Armee mitteilte. Zuvor war ein Kommunalzentrum in der israelischen Grenzstadt Sderot von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen und erheblich beschädigt worden. Am Freitagabend kam ein Mitglied der im Gazastreifen herrschenden Hamas bei israelischen Luftangriffen ums Leben. Acht Palästinenser erlitten Verletzungen. Zuvor hatten militante Palästinenser die israelische Küstenstadt Ashkelon mit Raketen beschossen. (APA)