An der zentralen Trauerfeier nahmen zahlreiche Politiker teil, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff waren dabei.

Foto: apn/Bundespresseamt/Thomas Imo

Bild nicht mehr verfügbar.

An der Unglücksstelle trauerten Jugendliche um die 21 Opfer der Loveparade. Zur großen Gedenkfeier ins Stadion kamen weit weniger Menschen als erwartet.

Foto: REUTERS/Thomas Peter

Berlin/Duisburg - Während sich Behörden und Veranstalter weiterhin gegenseitig die Schuld am Unglück von Duisburg geben, will der deutsche Bundespräsident Christian Wulff einen Ombudsmann und einen Hilfsfonds für die Angehörigen der 21 Opfer einsetzen. In der Bild am Sonntag verweist er dabei auf diesbezügliche Erfahrungen aus seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident.

"Am Tag des Transrapid-Unglücks haben wir in Niedersachsen einen Hilfsfonds eingerichtet und zu Spenden aufgerufen. 750.000 Euro kamen zusammen, mit denen schnell und unbürokratisch auch in solchen Fällen geholfen wurde, wo Versicherungen und andere nicht helfen können", so Wulff. Bei dem Unglück auf einer Transrapid-Teststrecke im Emsland waren vor vier Jahren 23 Menschen gestorben.

Zudem sei nach dem Unfall ein Ombudsmann ernannt worden, der sich um die Interessen der Hinterbliebenen gegenüber Versicherungen, Ämtern und Anwälten gekümmert habe, sagte Wulff. Der Präsident hatte am Samstag in Duisburg an der zentralen Trauerfeier für die Opfer teilgenommen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merke (CDU), die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle waren in die Salvatorkirche gekommen. Der wegen der Katastrophe massiv unter Beschuss geratene Duisburger Bürgermeister Adolf Sauerland (CDU) blieb dem Gedenken hingegen fern - ebenso wie der Veranstalter der Loveparade, Rainer Schaller.

Die Gedenkfeier wurde auch auf Großleinwänden in das Duisburger Fußballstadion und in weitere zwölf Kirchen übertragen. Statt der erwarteten zehntausenden Bürger fanden sich nach Angaben der Behörden aber nur etwa 2600 Menschen im Fußballstadion ein.

Wesentlich weniger Menschen als ursprünglich angenommen waren offenbar auch bei der Loveparade: Einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus zufolge befanden sich nur 150.000 Menschen auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs. Anhand von Luftaufnahmen gehe die Polizei intern von dieser Zahl aus.

Sicherheitskräfte versagten 

Organisator Schaller hatte einige Stunden vor der Massenpanik gesagt, dass "1,6 Millionen Menschen" auf das Gelände passen, man aber "höchstens 1,4 Millionen" erreichen werde. Genehmigt waren Medienberichten zufolge höchstens 250.000 Teilnehmer. Gleichzeitig werden immer mehr Details zum Versagen der Sicherheitskräfte bekannt. Laut Focus prüfen die Ermittler, warum die Polizei nach dem ersten Hilferuf des Veranstalters gegen 15.30 Uhr nicht das Kommando auf dem Gelände übernommen habe.

Mit einem Schließen der Eingangsschleusen hätte eine Massenpanik verhindert werden können. Laut dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel forderte der "Crowd-Manager" des Veranstalters schon vor 15 Uhr Polizeihilfe an. Der Verbindungsbeamte sei aber nicht weisungsbefugt gewesen und habe auch kein Funkgerät gehabt, weswegen erst mit 30 Minuten Verspätung ein leitender Beamter eingetroffen sei. Die Polizei betonte, dass eine etwaige Verspätung nicht ins Gewicht gefallen sei. (AFP, Apn, stem, DER STANDARD - Printausgabe, 2. August 2010)