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Die Sommerferien gehen zu Ende, der Schulalltag kehrt zurück und mit ihm ein haariges Problem: Kopfläuse. Der Befall mit den kleinen Tierchen löst einen unangenehmen Juckreiz aus. Wie Kopfläuse übertragen werden, wie man sie wieder los wird, warum Nissenfreiheit nicht notwendig ist und wie Eltern mit dem Problem umgehen können, erklärte Andreas Flaschner, Leiter der Desinfektionsanstalt Wien.

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Die Kopflaus ist zwischen 2 und 3,5 mm lang und auch mit freiem Auge leicht zu erkennen. Auf dem Kopf eines Kindes landet sie eher zufällig, erzählt Flaschner: "Die Kopflaus wird von Haar zu Haar übertragen. Sie wechselt aber nicht freiwillig den Wirt, warum auch, sie hat ja einen gedeckten Tisch". Vorbeugende Mittel wie das beliebte Weidenrindenshampoo nützen nichts. Eine Infektion über Mützen und dergleichen schließt Flaschner tendenziell eher aus, da die Läuse in dieser Umgebung nicht lange überleben.

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Statistiken belegen, dass Mädchen öfter unter Kopfläusen leiden als Buben. Flaschner betont aber, dass der häufigere Befall nichts mit der Haarlänge zu tun hat und sieht die Ursache im sozialen Kontakt: "Mädchen stecken einfach öfter die Köpfe zusammen, Buben spielen ja immer auf Armlängenentfernung miteinander". Auch fehlende Hygiene lockt Läuse nicht an. Ganz im Gegenteil, "auf reinem Haar lebt sie lieber, da sie auf dem Fett nur rutscht", sagt Flaschner.

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"Sowohl Ärzte als auch Apotheker müssen aufhören auf Nissenfreiheit zu bestehen" betont Flaschner. Die Eier der Läuse sind nicht übertragbar und lassen sich auch nie vollständig entfernen. Wichtig ist es, die Läuse regelmäßig zu beseitigen: "Nissen sind nicht tragisch, Läuse schon". Außerdem werden leere Chitinhüllen oft mit Eiern verwechselt. "Alles was zwei Zentimeter von der Kopfhaut entfernt ist, ist harmlos", erklärt der Experte. Läuse legen ihre Eier unmittelbar an der Kopfhaut ab, die kleinen Krabbler schlüpfen nach acht Tagen. Da das Haar im Monat durchschnittlich einen Zentimeter wächst, sind kopfhautferne Chitinhüllen unbedenklich."Nissen sind eine kosmetische Sache und nicht das Problem", sagt Flaschner.

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Was tun wenn man einen Lausbefall festgestellt hat? "Es gibt eine Vielzahl guter Mittel", sagt Flaschner. Da die chemischen Mittel aber alle neurotoxisch sind, mahnt er den Beipackzettel genau zu lesen und sich an die Hinweise zu halten. "Alles was den Chitinpanzer durchdringt, durchdringt auch die Kopfhaut", sagt er. Wird man dem Lausbefall trotz intensiver chemischer Behandlung nicht Herr, liegt es zu 90 Prozent an der Behandlung: "Oft wird die Einwirkzeit nicht eingehalten, oder aber die Haare sind zu nass und das Mittel wird zu stark verdünnt". Von Haushaltsmitteln rät der Experte grundsätzlich ab.

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"Es besteht natürlich auch die Möglichkeit sich bei uns anschauen zu lassen", sagt der Leiter der Desinfektionsanstalt Wien. Gleich zweimal wird der Kopf dort auf Läuse kontrolliert. Wird etwas gefunden, werden die Haare mit einem chemischen Mittel behandelt. Anschließend werden die abgetöteten Läuse und Nissen mit einem speziellen Kamm ausgekämmt."Im Grunde machen wir nichts anderes als jeder zu Hause macht", sagt Flaschner. Umsonst ist das Prozedere aber nicht: für Haare mit einer Länge bis 15 Zentimeter werden 17,50 Euro verlangt, für Haare ab dieser Länge 26,40 Euro.

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Natürlich genügt es nicht nur den Kopf zu entlausen. Auch Kuscheltiere, Kopfkissen und Co sollten gereinigt werden. Von übertriebener Hygiene rät Flaschner aber ab: "Ganz normale Wohnhygiene reicht", sagt er. Kuscheltiere können abgesaugt und Kopfkissen bei 60 Grad gewaschen. Kuscheltiere einzufrieren, hält er für überflüssig: "Theoretisch funktioniert das vielleicht, aber wer hat in seinem Tiefkühlschrank wirklich für zehn Kuscheltiere Platz?" Viel wichtiger findet Flaschner die Köpfe sämtlicher Familienmitglieder zu kontrollieren. "Dort wo viel gekuschelt wird, kommt es sonst bald wieder zur Infektion", ergänzt Flaschner. (Nina Grünberger, derStandard.at, 2.9.2010)

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