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Das Vienna International Center war diesmal nicht so voll wie im Juli bei den Medizinertests. 1.300 sind erschienen um einen der 600 Plätze zu ergattern.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Auf die Minute pünktlich hat heute um 9.30 Uhr die erste Aufnahmeprüfung für das Psychologie-Studium an der Uni Wien begonnen. Von den 1.736 angemeldeten Kandidaten waren 1.303 im Austria Center Vienna (ACV) erschienen, um einen der 600 Studienplätze zu ergattern. Die Stimmung unter den Bewerbern war gelöst, die Gründe dafür jedoch sehr unterschiedlich. Während die einen sich für den Fall des Scheiterns bereits einen Plan B überlegt hatten, waren andere "einfach wirklich gut vorbereitet" oder hatten sich ohnehin bereits für ein anderes Studium entschieden.

Bevor die Prüflinge jedoch ihre Thermoskannen, Colaflaschen und andere Verpflegung auf ihren Plätzen ausbreiten konnten, mussten sie ein aufwendiges, doch überraschend zügiges Zugangsprozedere hinter sich bringen: Taschen und Jacken mussten in die Garderobe abgegeben und die für die Prüfung benötigten Dinge - Ausweis, Prüfungsanmeldung und Verpflegung - in einen transparenten Plastiksack gesteckt werden.

Zwei Drittel der TeilnehmerInnen waren Frauen

Schließlich hatten die Jugendlichen - laut Uni Wien sind fast ausschließlich Erstinskribierte angetreten, zwei Drittel davon weiblich - noch Metalldetektoren zu passieren. Damit sollte verhindert werden, dass Handys oder andere technische Hilfsmittel in den riesigen Prüfungssaal geschleust werden. "Sonst ist das ja nur eine Farce", begründete eine Sprecherin die rigorosen Sicherheitsvorkehrungen. Im Saal selbst sollten 70 Aufsichtspersonen verhindern, dass abgeschrieben wird, während in den Gängen Personal des ACV patrouillierte.

Dekan erhofft sich Selbstselektion

Bisher wurden an der Uni Wien Psychologie-Studenten erst nach der Inskription bei einer Prüfung zu einer davor abgehaltenen Ringvorlesung selektiert. Durch den Multiple-Choice-Test noch vor dem Studienbeginn erhofft sich der Dekan der Psychologie-Fakultät, Germain Weber, eine Art Selbstselektion derer, die sich vor Lektüre des Buchs zur Prüfungsvorbereitung nur oberflächlich mit dem Studium beschäftigt hatten. "Wenn sie geglaubt haben, Psychologie ist Berggasse 19 (die ehemalige Adresse von Sigmund Freud, Anm.), dann haben sie aus dem Buch gelernt, dass es das allein nicht ist."

Beim Aufnahmetest wurden einerseits Wissensfragen gestellt, andererseits mussten die Bewerber ihr methodisch-analytisches Denken, etwa in Statistik, unter Beweis stellen und drei Fragen zu einem englischsprachigen Forschungsartikel beantworten. Die Kandidaten hatten dafür zweieinhalb Stunden Zeit.

Wer unter den 600 Besten landet, darf mit der Studieneingangsphase des mit diesem Semester auf das Bachelor-/Master-System umgestellten Fachs beginnen. Die Prüfungsergebnisse werden bis spätestens 30. September mitgeteilt.

Zeitgleiche Tests in Innsbruck, Salzburg und Graz

Fast zeitgleich mit der Uni Wien haben auch die Unis Graz und Innsbruck und Salzburg Aufnahmetests für das Psychologie-Studium abgehalten. In Graz sind von den 520 Angemeldeten 359 tatsächlich zur Prüfung erschienen, um einen der 230 Studienplätze zu ergattern. Die Reihung der Bewerber wird am 17. September bekanntgegeben.

Nur die Hälfte der Bewerber sind in Salzburg erschienen

In Salzburg ist nicht einmal jeder Zweite, der sich für die Aufnahmsprüfung für das Psychologiestudium angemeldet hat, zum heutigen Test erschienen. Anstelle der rund 1.000 angemeldeten Interessenten sind nur 452 angetreten. Wer von ihnen einen der 200 Plätze für das Bachelorstudium ergattert hat, wird ihnen bis spätestens 30 September mitgeteilt. In Innsbruck haben 486 der 605 angemeldeten Bewerber die Prüfung in der Olympiahalle geschrieben, die 284 Besten erhalten einen Studienplatz für das Wintersemester 2010/11. Die Reihung wird ebenfalls bis spätestens Ende September bekanntgegeben.

Protestaktion von ÖH und "UniBrennt"

Mit einem "Psycho-Hürdenlauf" haben heute, Mittwoch, am frühen Vormittag in Salzburg zwei Dutzend Studenten gegen die Aufnahmeprüfungen für das Psychologiestudium protestiert. Bevor die Prüflinge den Aufnahmetest in der Naturwissenschaftlichen Fakultät absolvierten, hatten sie vor dem Eingang einen Parcours unter dem Titel "Bist du hart genug?" zu bewältigen. Auf fünf über Pfade verbundene Tafeln stand geschrieben, was den Studentenvertretern sauer aufstößt: "Du möchtest also studieren. Kannst du dir das leisten?", war zynisch vermerkt, und: "Ist dir wichtig, was du studierst, und nicht wo? Studierst du auch, was die Wirtschaft will? Was ist der Regierung deine Bildung wert?"

Die Aktivisten von "UniBrennt" und der "Österreichischen Hochschülerschaft" (ÖH) kritisierten zudem, dass der Rekordzahl von rund 1.000 Bewerbern nur 200 Studienplätze und damit "deutlich weniger als im Herbst 2009" gegenüberstünden. (APA)