Bild nicht mehr verfügbar.

Nach dem Neuanfang ist Samuel Peter bereit für "Dr. Steelhammer"

Foto: dpa/Rumpenhorst

Big Bear/Kalifornien - Samuel Peter ist hungrig. Mit einem Dessertlöffel isst er eine halbe Ananas. Der Profiboxer hat an diesem frühen Morgen schon einen 8-km-Lauf hinter sich, der seinen Appetit geweckt hat. Nun schlendert er zufrieden durch die Küche seiner Unterkunft, die über 2000 m hoch in den St. Bernardino Bergen im US-Bundesstaat Kalifornien liegt.

Im Trainingslager in Big Bear östlich von Los Angeles spürt der Nigerianer aber noch einen anderen Hunger, der sich nicht so leicht stillen lässt. Hungrig auf Klitschko sei er, sagt er zwischen zwei Bissen. Am 11. September ist Wladimir Klitschko in Frankfurt/Main Peters Gegner im Ring. Zum zweiten Mal in seiner Karriere. Vor fünf Jahren unterlag er dem Ukrainer über zwölf Runden nach Punkten. In frischerer Erinnerung ist Peter allerdings sein Kampf gegen Witali Klitschko im Oktober 2008, als er seinen kurz zuvor errungenen Weltmeister-Titel im WBC-Schwergewicht gleich bei seiner ersten Pflichtverteidigung an den älteren der beiden Brüder verlor. Acht Runden hatte ihn dieser mit Schlägen eingedeckt. Zur neunten Runde kam Peter damals in Berlin nicht mehr aus der Ringecke.

Neuanfang ohne Don King

Die Aufgabe hat lange Zeit an ihm genagt. "Nichts hat beim Kampf gegen Witali gestimmt. Ich habe schlecht trainiert, ich war zu schwer, meine Promoter machten mir Probleme", sagt Peter und beißt sich auf die Unterlippe: "Doch das alles liegt hinter mir, hier sitzt der wiederauferstandene Samuel Peter." Der alte starb im März 2009, als er 120 Kilogramm in den Ring schleppte und schwerfällig gegen Eddie Chambers nach Punkten verlor. "Samuel musste sich entscheiden. Aufgabe oder Neuanfang", sagt sein Manager Ivaylo Gotzev. Peter entschied sich für den Neuanfang.

Gotzev setzte durch, dass ein Gericht den Promotervertrag mit Don King annullierte, seitdem wird Peter von Bob Arum promotet. Der von Don King installierte Trainer Stacey McKinley ist aus Peters Camp verschwunden. Der neue Mann in seiner Ecke heißt Abel Sanchez - Trainer und Cutman in einem.

Klitschkos Klammern bereitet Sorgen

Das Treffen mit Wladimir Klitschko wird ihr fünfter gemeinsamer Kampf sein. Sanchez ist ein Trainer der alten Schule. Seit Wochen ist Peter schon auf seinen 110 Kilogramm Kampfgewicht. "Ausruhen kannst du dich im Grab" ist einer der Wahlsprüche von Sanchez, und Peter vertraut ihm. "Das permanente Halten von Klitschko macht mir Sorgen", sagt Sanchez, "aber wenn der Ringrichter die Regeln befolgt und das Klitschko-Ringen unterbindet, dann gibt es einen guten Boxkampf, einen Schlagabtausch, der keine 12 Runden dauern wird."

Peter glaubt daran, in Frankfurt das zu Ende zu bringen, was ihm vor fünf Jahren in Atlantic City nicht gelang. Damals schickte er Wladimir Klitschko zwar dreimal zu Boden, verlor den Kampf aber trotzdem, weil Klitschko den Rest der Runden clever boxte, dominierte und schließlich nach Punkten gewann. "Ich will der Welt zeigen, dass ich der härtestete Puncher im Schwergewicht bin - und Wladimir wird es spüren, bevor er umfällt", sagt Peter.

Am kommenden Montag, dem Tag der Pressekonferenz in Frankfurt, feiert Samuel Peter seinen 30. Geburtstag. Aus Frankfurt will er am 11. September ein paar verspätete Geburtstagsgeschenke mitnehmen - die Gürtel der IBF, WBO and IBO. (sid/red)