Nuuk/Kopenhagen - Am 21. Jänner 1968 ereignete sich etwas, das dem Plot unzähliger Thriller entspricht, tatsächlich: Ein US-Bomber vom Typ B-52 mit vier Atomsprengköpfen an Bord stürzte über grönländischem Gebiet ab; der sogenannte "Thule Accident". Die Besatzung konnte keine Notlandung mehr ausführen und musste, nachdem in der Kabine ein Feuer ausgebrochen war, einen Notausstieg wagen - das Flugzeug selbst stürzte unweit der Luftwaffenbasis Thule auf das Packeis der North Star Bay.

Drei der vier an Bord befindlichen Atomsprengköpfe konnten vollständig geborgen werden, der untere Teil des vierten jedoch nicht. Zur Sanierung der mit radioaktiven Trümmern übersäten Eisdecke heuerten die USA und Dänemark Einheimische an, von denen zahlreiche an den Folgen der Verstrahlung erkrankten und starben. Dies ereignete sich nur zwei Jahre nach einem vergleichbaren Unfall im südostspanischen Palomares, als drei Wasserstoffbomben einer B-52, die in der Luft mit einem anderen Flugzeug kollidiert war, über bewohntem Gebiet abstürzten.

Das Erbe

Über 40 Jahre nach dem Absturz ist die betroffene Region in Grönland immer noch mit hochgiftigem Plutonium und anderen radioaktiven Restbeständen verstrahlt. Obwohl dies bereits vor zwei Jahren festgestellt wurde, fehlen bis heute Warntafeln für Einheimische und Touristen, die die betroffenen Gebiete kennzeichnen würden. Einheimische Jäger und Fallensteller haben nun eine entsprechende Initiative gestartet. Ein Repräsentant der Bevölkerung der rund 100 Kilometer von der US-Basis entfernten Siedlung Qaanaaq warf der Regierung in Nuuk in einem Interview mit dem Sender KNR diesbezüglich "Gleichgültigkeit" vor.

Inwieweit der vierte Sprengkopf, wie von den USA behauptet, elf Jahre danach oder später vollständig geborgen werden konnte, ist bis heute nicht restlos geklärt. (APA/red)