Graz - In der politischen Diskussion spielte der Bau von Moscheen und Minaretten in der Steiermark bisher nahezu keine Rolle. Nur in Graz gibt es zwei Projekte für Moscheen, die im Frühjahr im Gemeinderat erörtert wurden. FPÖ und BZÖ hatten damals mit Anträgen in Richtung Bauverbot keine Mehrheit bekommen.

Bürgermeister Siegfried Nagl legte anlässlich der Debatte die Pläne für das konkreteste Projekt, ein von türkischen Muslimen betriebenes Kulturzentrum im Bezirk Gries, vor: Ein viergeschossiges Wohnhaus mit Satteldach ohne Kuppel und Minarett, das im Erdgeschoß über einen Gebetsraum verfügen soll. "Da werden keine Riesenminarette und Kuppeln mit Geld aus Saudi-Arabien gebaut, das sind Menschen aus Graz, die hier auch ihren Glauben leben wollen", sagte Nagl.

Ein zweites Projekt verfolgen bosnische Muslime im Bezirk Gries. Hier ist ein modernes Minarett im Stil der Penzberger Moschee geplant. Ziel sei einerseits die Anpassung an das Grazer Stadtbild, andererseits die Verwendung moderner islamischer Architektur. Die Moschee im bayrischen Penzberg wurde 2005 vom aus Bosnien stammenden Architekten Alen Jasarevic gebaut und gilt als Prototyp einer zeitgemäßen Euroislam-Architektur: Die Gebetsrufe sind als arabische Schriftzeichen in ein schlankes Minarett eingearbeitet.

Beide Gruppen haben in Graz einem Bauwettbewerb zugestimmt, den die Stadt koordinieren soll. Finanzielle Zuwendungen der Stadt für die Bauprojekte werde es nicht geben.

In der Steiermark sind 1,6 Prozent der Bevölkerung muslimischen Glaubens, in Graz sind es acht Prozent. Derzeit werden in der Landeshauptstadt etwa zwei Dutzend Gebetsräume betrieben. (APA)