Wien - Vieles neu im Dschungel Wien: Das Theaterhaus im Museumsquartier zeigt sich anlässlich der Programmpräsentation für die Saison 2010/11 visuell runderneuert. Laut Geschäftsführer Stephan Rabl war es an der Zeit, "den Dschungel selbst zu hinterfragen", wie er heute, Mittwoch, bei der Jahrespressekonferenz erklärte. So ist dem Logo der Affe abhandengekommen und auch der Zusatz "für junges Publikum" wurde gestrichen. "Wir wollen uns als Theaterhaus für alle positionieren", betonte Rabl.

Anstelle des Programmhefts wird künftig das "Dschungelblatt" im Zweimonatsrhythmus über aktuelle Produktionen informieren. Wesentlich ist dem Geschäftsführer dabei, die einzelnen Schwerpunkte verstärkt in "emotionaler und visueller Form umzusetzen". Zusätzlich wird zweimal jährlich ein Magazin an pädagogische Einrichtungen verschickt, und auch die Homepage präsentiert sich in neuem Gewand. Rückblickend auf die vergangene Saison freute sich Rabl vor allem über "die Entwicklung eines eigenen Repertoires im Dschungel", was die Zahl der Wiederaufnahmen in den kommenden Monaten unterstreiche.

Die Gesamtauslastung inklusive Rahmenprogramm ist im Vergleich zur Saison 2008/09 zwar leicht gesunken (von 77,64 auf 73,66 Prozent), die Besucherzahlen der Theaterproduktionen verzeichneten allerdings eine leichte Steigerung auf 37.420 Besucher (2008/09: 36.083). Gezeigt wurden 93 Theaterstücke, davon 27 Uraufführungen, 16 Österreich-Premieren und 15 Wien-Premieren. Der Anteil der Karten aus pädagogischen Einrichtungen belief sich auf rund die Hälfte. Eine Steigerung dieser Quote sei zwar möglich, aber kein zentrales Anliegen, so Rabl, da man im Dschungel nicht reines Abo-Theater machen wolle: "Öffentliches Publikum ist wichtig, vor allem auch für die Künstler."

Eröffnet wird die mittlerweile siebente Saison am Freitag, 10. September, mit der Uraufführung "Das Nibelungenlied" (19.30 Uhr). Justus Neumann stellt sich darin der Aufgabe, die Geschichte des Rings der Nibelungen ganz alleine auf die Bühne zu bringen. "Es gibt keine wahre Nibelungengeschichte, nur die, die ich als Besucher sehe und erfahre," so der Theatermacher. Als Rahmen dient dazu ein Zirkuszelt, das im Fürstenhof des Museumsquartiers aufgebaut wird. Gegensätze sowie Gemeinsamkeiten zwischen Wolf und Schaf stehen ab 16. September (18 Uhr) bei "Harald, das wilde Schaf" im Mittelpunkt, eine Produktion von TWOF2 + dascollectiv.

Mit "Zazie in der Metro" gibt es auch eine Roman- beziehungsweise Filmadaption zu sehen: Nach dem Buch von Raymond Queneau und der Verfilmung von Louis Malle inszeniert Corinne Eckenstein ab 23. September (19 Uhr) dieses Stück über das Erwachsenwerden mit fünf Darstellerinnen zwischen elf und 13 Jahren in der Hauptrolle. Ebenfalls Anleihen am Film nimmt die Uraufführung "Diktator" (ab 27.9., 19.30 Uhr): Analog zu Charlie Chaplins "Der große Diktator" sei das Stück eine "Gratwanderung zwischen Lachen und Schrecken", so Rabl, der selbst die Regie übernehmen wird. Ein Wiedersehen gibt es mit Klassikern wie "HAMLET!" (ab 1.2.2011), "Moby Dick" (ab 9.11.) und "Spiegelland" (ab 7.12.), das die Geschichte von "Alice im Wunderland" aus einer neuen Perspektive zeigt.

Im Rahmen des "Theater für die Allerkleinsten" sind u.a. das Musiktheater "Sand" (ab 8.12., 16.30 Uhr) und die Eigenproduktion "Überraschung" (ab 5.11., jeweils ab zwei Jahren) zu sehen, von 5. bis 14. November ist in Kooperation mit dem zeitgenössischen Musikfestival "Wien Modern" die Reihe "Dschungel Wien Modern" bereits zum siebenten Mal Teil des Programms. Theater von jungen Menschen für junge Menschen bietet das Stück "Zeensucht" (8.10., 18.00 Uhr) von Melika Ramic, eine der drei Gewinner des Förderpreises "Jungwild". (APA)