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"Hütchenspiele" vermutet der Grüne-Abgeordnete Peter Pilz beim Kaufpreis der Eurofighter.

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Wien - 57 Millionen Euro - so viel kostet ein neuer Eurofighter. Diesen Betrag gibt der Hersteller an. Diesen Betrag nennt auch Verteidigungsminister Norbert Darabos.

Anders steht es allerdings in den Unterlagen des Verteidigungsministeriums, die der Grünen-Sicherheitssprecher Peter Pilz am Montag präsentiert hat.

Sie stammen aus einer Besprechung vom 14. April 2003, in der die Verantwortlichen des Ministeriums dem damaligen Minister Günther Platter (ÖVP) vorgerechnet haben, was man unbedingt kaufen müsste, um den von Platters Vorgänger Herbert Scheibner (damals FPÖ, heute BZÖ) im Sommer 2002 abgeschlossenen Vorvertrag einzuhalten und dennoch Kosten zu sparen.

Und da steht der Stückpreis des Fluggeräts mit 76.172.490,63 Euro plus Radar um 5.614.920,09 angegeben - macht 81.787.410,72 Euro als "fly away"-Preis.

Der Sozialdemokrat Darabos hat dann nach seiner Amtsübernahme im Jahr 2007 einen Vergleich mit der Eurofighter GmbH geschlossen, in dem der laufende Beschaffungsvorgang geändert wurde. Was Darabos als Erfolg darstellte: Die Betriebskosten über 30 Jahre wurden um rund 800 Millionen gesenkt - und der Lieferumfang wurde reduziert. Österreich bekommt nur 15 (teilweise gebrauchte) Flugzeuge aus der ersten Tranche der EF-Produktion. Diese Flugzeuge haben ein eingeschränktes Leistungsspektrum, wenn sie nicht auf die neue Version upgegradet werden.

Dass diese Flugzeuge nur 57 Millionen Euro pro Stück kosteten, sei damals nicht behauptet worden, erinnert sich Pilz, der damals Vorsitzender des Eurofighter-Untersuchungsausschusses war. Erst als zum Wochenende Der Spiegel einen Stückpreis von 57 Millionen für die von der Bundeswehr eingesetzten Geräte nannte, hätten auch Verteidigungsminister und Eurofighter GmbH diese Zahl breitgetreten.

Und damit ein "Hütchenspiel" getrieben, wie Pilz ätzt: Österreich habe seiner Ansicht nach gebrauchte Flieger teurer gekauft als die Bundeswehr neue. Auch weigere sich Darabos aus politischen Gründen, eine Vollkostenrechnung über die Betriebskosten vorzulegen. Dass diese niedriger seien als in Deutschland, hält er für undenkbar.

Darabos beharrt auf seiner Darstellung: Er kommt auf Kosten von 1,1 Milliarden Euro für 18 "nackte" Flugzeuge (reale Stückkosten), nach seinen Verhandlungen waren es 850 Millionen für 15 Stück "nackte" Flugzeuge. So ergeben sich tatsächliche Stückkosten von etwa 57 Millionen. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2010)