Mediziner warnen vor Hautschäden durch regelmäßige UV-Bestrahlung im "Münzmallorca". Wer unter 18-Jährige in der Röhre bräunen lässt, zahlt künftig 2180 Euro.

Foto: Standard/Heribert Corn

Innsbruck - "Ein bisschen schräg finde ich das schon", sagt Solariumbesucher Ernst: "Wir lassen unsere 16-Jährigen wählen, und erst ab 18 dürfen sie dann ins Solarium." Der 40-Jährige selbst geht ziemlich regelmäßig ins Bräunungsstudio an der Haller Straße in der Tiroler Landeshauptstadt.

Sun-Point-Chefin Moni verweist beim Solariums-Verbot für unter 18-Jährige auf die Erfahrungen von deutschen Kollegen aus der Branche. Dort habe es nach der Einführung einen kurzen finanziellen Einbruch für die Bräunungsstudios gegeben. Die Jugend habe sich dann aber dem Gesetz "hingegeben" und die Branche habe sich wieder "erfangen".

Studien stufen Solarien als krebserregend ein

Seit 1. September gilt die Verordnung in österreichischen Bräunungsstudios. Vorausgegangen ist dieser gesetzlichen Regelung ein einstimmiger Beschluss des Nationalrates. Die Verordnung stützt sich auf einen Fünf-Parteien-Entschließungsantrag im Parlament und Studien der EU, die Solarien als ähnlich krebserregend wie Asbest einstufen. Um unter 18-Jährigen den Zutritt zuverlässig zu verwehren, müssen per Verordnung geeignete Kontrollmaßnahmen durchgeführt werden. Etwa das Feststellen des Alters anhand eines Lichtbildausweises sowie das Ausgeben von Zutrittskarten oder Zutrittscodes. Bei Nichteinhaltung der Verordnung bei einer Kontrolle der Gewerbebehörde drohen den Betreibern Geldstrafen bis zu 2180 Euro.

Vorwarnung für Kunden

Moni hat schon vor einigen Wochen Hinweisschilder im Eingangsbereich angebracht. "Wir haben die Kunden schon vorgewarnt", sagt sie. Kontrolliert werde ab jetzt aber verstärkt. Schon beim Einchecken im Sonnenstudio wird ein Ausweis verlangt, "mit Foto", sagt Moni, und Ausnahmen gebe es keine. Denn es gebe wirklich saftige Strafen: Bis 50. 000 Euro könne das kosten, das habe sie von ihren Kollegen aus Deutschland gehört. "Ich verstehe das Verbot aber eigentlich nicht", sagt sie: Gerade Jugendliche unter 18 Jahren seien oft mit ärztlichen Attesten im Bräunungsstudio aufgetaucht und hätten ihre Akne oder Neurodermitis in den Solarien behandelt. Das sei vermutlich angenehmer als für jede Behandlung zum Arzt zu gehen.

"Unvernünftiger Umgang"

Ihren eigenen Kindern würde sie den durchschnittlich zwanzig Minuten dauernden Solariumbesuch nicht erlauben, sagt Frau Neumair aus dem Fitnesscenter in der Hunoldstraße: "Das ist einfach nicht gesund." Sie beobachte sehr oft einen "unvernünftigen Umgang" mit den Bräunungsgeräten. Trotzdem müsste "so etwas" aber "anders geregelt werden". Als Unternehmerin empfindet Neumair die Verordnung aber schlicht als Schikane. Sie habe im Fitnesscenter extra Drehtüren vor dem Solarium-Bereich einbauen lassen. Und die Jetons fürs Bräunen müssten jetzt persönlich am Empfang abgeholt werden. Eine Ausweiskontrolle gebe es für die Mitgliedschaft im Fitnesscenter ohnehin.

Für "kompletten Blödsinn" hält Werner aus dem City Sun das Solarium-Verbot für Jugendliche unter 18 Jahren: "Da darf ich in die normale Sonne auch nicht gehen." Außerdem seien die Geräte mittlerweile "nahezu perfekt": "Der Haut kann eigentlich gar nichts mehr passieren. Das ist alles elektronisch gesteuert, je nach Hauttyp." Finanzielle Einbußen werde er selbst durch die Verordnung aber ohnehin keine haben. Er habe eine große Anzahl an Stammkunden, die alle schon etwas älter seien. Den zwei, drei Jungen unter 18 habe er die Situation schon erklärt. "Die müssen eben warten, bis sie Geburtstag haben."  (Verena Langegger, DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2010)