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Der Klagenfurter Theaterintendant Josef Ernst Köpplinger: "Die Politik hat nach dem Gießkannenprinzip gefördert, jetzt scheint sie nach demselben Prinzip sparen zu wollen. Das wäre Unsinn."

Foto: APA/dpa/Frank Leonhardt

Wien - Am Ende der Gesprächskette ging es noch zum Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Dann beschloss das Kabinett einstimmig, Josef Ernst Köpplinger ab der Spielzeit 2012/13 zum Intendanten des Münchner Theaters am Gärtnerplatz zu ernennen. Damit kommt es zu einer unalltäglichen Situation - denn gleich drei Österreicher werden in den nächsten Jahren in München (Musik-)Theater-Pläne umsetzen.

An der Staatsoper tut es Nikolaus Bachler längst schon; Regisseur Martin Kušej beginnt nächstes Jahr am Bayerischen Staatsschauspiel. Und nun tritt Köpplinger, der momentane Intendant des Klagenfurter Stadttheaters an, um ein vielseitiges Musiktheaterhaus zu erneuern.

Beworben hat sich Köpplinger nicht. "Ich glaube, man kann das dort auch nicht, das ist ein Berufungsposten. Sie kannten mich wohl; ich habe dort schon zwei Produktionen gemacht. Es ist ein vielseitiges Haus, durchaus vergleichbar mit der Wiener Volksoper. Ich finde, man sollte dort einen Kontrast zum Angebot der Münchner Staatsoper herstellen. Berliner Zustände, wo drei Häuser womöglich gleichzeitig die Zauberflöte anbieten, sind grotesk."

Der Amtsantritt 2012/13 klingt weit weg, ist es aber nicht. Köpplinger ist zwar froh, dass "ich mich nicht gleich aus Klagenfurt herausreißen musste, wobei: das hätte ich auch nie getan" . Die Münchner Zukunft wirft aber Schatten voraus, zumal ja Köpplinger ein Haus übernimmt, in dem er gar nicht spielen kann. Das Gärtnerplatztheater wird ab 2012 drei Jahre lang renoviert, Köpplinger muss in Münchner Ersatzquartieren quasi auf Tournee gehen.

Logistische Probleme

Das erfordert frühzeitige Extraüberlegungen. Schließlich schafft die Situation ja logistische Probleme für einen Spielplan, dessen Umrisse Köpplinger schon im Kopf hat. Wie sich selbiger aber etwa im Prinzregenten- und Cuvilliéstheater sowie in der Reithalle umsetzen lässt, ist zu prüfen. Auch Gastspiele im Ausland hält Köpplinger für denkbar.

Auch hierzulande wird er, der einst auch Theaterchef in St. Gallen war, nicht fad. Trotz Klagenfurter Intendanz inszeniert er ja ausgiebig. Und: In Kärnten, das einigermaßen viele Budgetlöcher aufweist, wird gespart, was auch das Klagenfurter Stadttheater treffen dürfte.

Schon ein klärendes Gespräch darüber war nicht so leicht anzubahnen. "Ich habe versucht, Kulturlandesrat Dobernik zu erreichen; er rief lange nicht zurück. So was mag passieren, die Dauer von sechs Wochen war aber etwas bedenklich. Mittlerweile gab es ein Gespräch, und es war in Ordnung. Jetzt wird sich weisen, ob es Kürzungen geben wird. Sie würden 2011/12 betreffen. Die Politik hat nach dem Gießkannenprinzip gefördert, jetzt scheint sie nach dem selben Prinzip sparen zu wollen. Das wäre Unsinn."

Für diese Saison ist aber alles gut, das Klagenfurter Stadttheater feiert 100. Geburtstag und beginnt mit einer Uraufführung von Luigi Cherubinis Oper Koukourgi, 3sat überträgt live: "Man wusste zwar von der Existenz des Stückes, viele hat aber abgeschreckt, dass es als unvollendet gilt. Es fehlen jedoch nur 16 Takte, das kommt vor. Das Stück ist aber auf der Höhe von Cherubinis Schaffen, eine bizarre Komödie, die in einer chinesischen Fantasiezeit spielt." Kurz danach (Uraufführung am 16. 9.) geht es für Köpplinger dann an die Wiener Volksoper - mit dem Musical Hello Dolly (Premiere 22. 9.).

Opern-Vorarbeit

"Das überlappt sich probentechnisch nicht mit Cherubini, an der Volksoper haben wir vorgearbeitet. Es gibt nur noch die nötigen Durchläufe und Auffrischungen. Wir wollten Helly Dolly ganz heutig machen, aber das funktioniert überhaupt nicht. So werden wir bei diesem Mittelding aus Musical und Operette einfach für Tempo sorgen und bringen sehr schnelle Dialoge in bester boulevardesker Manier. Und: Die Besetzung ist toll. Wenn das Ganze scheitert, liegt es wirklich nur an mir."

Teil der Besetzung ist auch Volksopern-Direktor Robert Meyer. "Überhaupt kein Problem, seine Doppelfunktion. Für die Probenzeit ist er ein disziplinierter, kollegialer Teil des Ensembles. Er hat vorab nur gemeint: ,Wenn ein Regisseur einen Blödsinn macht, dann würde ich was sagen.‘ Aber das sollte, bei Bedarf, ja jeder Schauspieler tun." (Ljubiša Tošić, DER STANDARD - Printausgabe, 2. September 2010)