Bild nicht mehr verfügbar.

Die Bawag startet das Personalabbau-Stück "Bolero". Der Name bezieht sich auf den gleichnamigen Tanz oder eine Oper. Am ehesten aber auf Ravels Orchesterstück, das ist dramatisch.

Foto: APA/EPA; Montage: Ladstätter

Die Bawag beginnt ihren Jobabbau. Ältere und Beamte werden mit doppelter Abfertigung plus drei Jahresgehältern zum Weggehen gelockt. Dabei hat die Bank allein heuer 150 neue Mitarbeiter aufgenommen.

***

Wien - In der Bawag PSK wird es nun Ernst mit dem Mitarbeiterabbau, der unter dem Projektnamen "Bolero" läuft. Wie berichtet, wird die Bank, die heuer und im Vorjahr rund 270 Leute aufgenommen hat, bis Ende 2013 rund 500 Mitarbeiter abbauen. Die Bawag, die dem US-Hedgefonds Cerberus gehört, beschäftigt derzeit 4000 Mitarbeiter, musste Staatshilfe in Anspruch nehmen und ist fast ausschließlich in Österreich tätig.

Nun beginnt der per neuer Betriebsvereinbarung und Sozialplan abgefederte Personalabbau, der mittels Golden Handshakes abgewickelt wird - und für den 50 Mio. Euro rückgestellt wurden.

Golden Handshakes für alle

Ende August hat die Personalabteilung unter dem "Betreff: Angebot gemäß Bolero-Betriebsvereinbarung" die ersten Briefe versandt, zunächst an Banker, die man in ihrem bisherigen Job nicht mehr braucht und jetzt schon im sogenannten Personalpool "reintegriert" werden, wie das die Sprecherin der Bank, Sabine Hacker, ausdrückt(derzeit sind das rund hundert Leute).

Angeboten werden die Golden Handshakes Angestellten, aber auch Beamten sowie Vertragsbediensteten des Bundes, Letztere sind dienstrechtlich dem Postsparkassenamt zugeordnet. Die Nachdenkfrist, die zur "Annahme des Angebots" eingeräumt wird: sechs Wochen. Lehnt der Mitarbeiter die einvernehmliche Trennung ab, fällt er (sollte er später gekündigt werden) um die in der bis Juni 2014 gültigen Betriebsvereinbarung fixierten Goodies um.

Die sind, je nach Sozialplan-Modell, unterschiedlich süß. Da gibt es die "Vorpensionsmodelle" für Mitarbeiter, die vor 2003 in der Bank begonnen und noch höchstens siebenJahre bis zur Pension haben. Sie werden dienstfrei gestellt und erhalten weiter einen erklecklichen Teil ihrer Gage. Konkret bekommen sie 50 Prozent (bzw. 60Prozent, wenn sie das Angebot binnen zwei Wochen annehmen) fürs Nichtarbeiten, oder sie können in die gesetzliche Altersteilzeit gehen (Frauen ab 53, Männer ab 58).

Für alle anderen, die man loswerden möchte und die seit mindestens fünf Jahren in der Bank beschäftigt sind, gibt es vier verschiedene, altersabhängige "Abfertigungsmodelle" . Die Palette reicht von doppelter Abfertigung plus zusätzlich drei Jahresgehälter (für über 50-jährige Angestellte und Angestellte mit Anspruch auf eine Bankpension sowie für Beamte) bis hin zu 1,5-facher Abfertigung plus 2000Euro pro Kind und 5000 Euro für Alleinverdiener (für Vertragsbedienstete und Angestellte bis 42Jahre).

Versüßt wird der Abschied auch Mitarbeitern, die nach dem 1. Jänner 2003 in die einstige Gewerkschaftsbank gekommen sind. Sie können, je nach Dienstalter, bis zu vierMonatsentgelte (plus Geld füs Kind bzw. fürs Alleinverdienen) kassieren. Wer all den Goodies nichts abgewinnen kann, wandert in den Personalpool, für Assessment Centers, Umschulungen und Trainings. Wie viele Leute heuer noch Bolero-Briefe bekommen werden und wie viele danach, ist noch unklar. Derzeit werden gerade die Listen erstellt für "Mitarbeiter, die im Zuge des Projekts Bolero nominiert werden" .

Der Zentralbetriebsrat will zu dem heiklen Thema derzeit nichts sagen, vor allem nicht zu Gerüchten, dass ab Frühling 2011 mit Kündigungen zu rechnen ist, sollten die Handshakes nicht wie erhofft angenommen werden. Nur so viel ist vom Betriebsrat zu erfahren: Man lege höchsten Wert auf "Effizienzkontrolle" , werde also genau prüfen, ob auch die versprochenen IT-Investitionen umgesetzt werden, "sodass nicht nur Mitarbeiter abgebaut werden und der Arbeitsaufwand gleich bleibt" . Und:Es gelte zu verhindern, dass nicht ältere, teure Mitarbeiter gegen jüngere, billigere getauscht werden. Eine naheliegende Gefahr, die die Bank-Sprecherin nicht ausmachen will: "Die Betriebsvereinbarung gilt für alle gleich. Es findet kein Mitarbeiter-Austausch Jung gegen Alt statt."

Kopfgeld für neue Mitarbeiter

Faktum ist allerdings, dass die Bawag - Bolero hin, Bolero her - weiterhin Mitarbeiter aufnimmt. 2009 waren es 120, heuer (bis Mitte August) 150, im Jahr 2008 sollen es rund 300 gewesen sein. Damals wurden die Bawag-Mitarbeiter unter dem Motto "MitabeiterInnen werben MitarbeiterInnen" gegen eine Art Kopfgeld angespornt, ihrem Arbeitgeber "Freunde und Bekannte, die (...) eine abwechslungsreiche Tätigkeit in der Kundenbetreuung suchen" , zuzuführen. Pro abgeschlossenem Dienstvertrag gab es 1000 Euro brutto Prämie, und noch einmal so viel, wenn der Neue in ein unbefristetes Dienstverhältnis einstieg. DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.9.2010)