München - Nach Droh-Mails hat sich das Literaturhaus in München entschlossen, die geplante Lesung von Thilo Sarrazin zu einer Diskussionsveranstaltung zu machen. "Das ist die einzige Möglichkeit, wie diese Veranstaltung stattfinden kann", sagte eine Sprecherin des Literaturhauses am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in München. "Wir wollen Herrn Sarrazin weder an den Pranger stellen noch ihm ein Forum geben für seine zweifelhaften Thesen, aus denen man rassistische Tendenzen herauslesen kann."

Bundesbankvorstand Sarrazin wird sein umstrittenes Buch "Deutschland schafft sich ab" am 29. September in München vorstellen. Ursprünglich war eine von "Handelsblatt"-Chefredakteur Gabor Steingart moderierte Lesung geplant - jetzt soll eine Diskussionsrunde stattfinden, an der wahrscheinlich Einwanderungsexperten, Biologen und Genforscher teilnehmen sollen. "Als wir die Veranstaltung geplant haben, war noch nicht viel über das Buch von Herrn Sarrazin bekannt", sagte die Sprecherin. "Wir hatten ein wirtschaftspolitisches Buch erwartet. Seit aber viel mehr davon zu lesen ist, wissen wir, dass man darüber mehr diskutieren muss."

Sarrazin steht wegen seiner Thesen zur Integration von Zuwanderern massiv in der Kritik. Zudem hatte er mit der Aussage "Juden teilen ein bestimmtes Gen" für Wirbel gesorgt. Später erklärte er dazu, er habe sich nicht hinreichend präzise ausgedrückt, und er bedauere die entstandenen "Irritationen und Missverständnisse". Beim Internationalen Literaturfestival in Berlin wurde Sarrazin ausgeladen. Auch der Start seiner Lesereise am Donnerstag in Hildesheim wurde nach Protesten wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. (APA)