Barack Obama saß an jenem Tisch im Oval Office, an dem sein Vorgänger vor siebeneinhalb Jahren den Beginn des Irakkrieges verkündet hatte. Die auf die Kongresswahlen abzielende große Inszenierung für das „Ich habe, wie im Wahlkampf versprochen, den US-Kampfeinsatz im Irak beendet" beschränkte sich jedoch auf das Ambiente. In seiner Rede selbst war Obama nicht nur zurückhaltend, er übernahm den Diskurs von Bush, bis an die Schmerzgrenze seiner Klientel gehend: Der Abschied vom „Krieg, der geführt wurde, um einen Staat zu entwaffnen" - aha -, wurde beinahe zur Verbeugung vor George W.

Obama wollte den Amerikanern nicht die Wahrheit zumuten, dass ihre großen Opfer insofern vergeblich waren, als die Entfernung eines fürchterlichen Diktators den Nahen Osten nicht automatisch besser - und sicherer für die USA - gemacht hat. Die Ergebnisse solcher Realitätschecks perlen am Nationalstolz ohnehin ab. Es ist gut, was - zumindest von den meisten Beteiligten - gut gemeint war.

Vielleicht ist Obama heute auch milder mit Politikern, die in Kriegsfallen gehen: Denn es ist ihm selbst passiert. Zwar sah es mit der Rechtfertigung für den Afghanistan-Krieg im Herbst 2001 völlig anders aus. Nicht umsonst stand damals beinahe die ganze Welt hinter den USA. Aber heute sitzen USA und Nato dort in etwas fest, was nur mehr wenig mit „gut" und „böse" zu tun hat. Aber auch das wird Obama nach dem Abzug seinen Landsleuten nicht sagen. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2010)