Rasch war Stefan Schennach am Mittwoch weg und ebenso schnell wieder da. Kaum war der Name des abtrünnigen Bundesrates von der Homepage der Grünen gelöscht, wurde das Foto des Neo-Roten auch schon auf den ersten roten Facebook-Seiten gepostet. Schennach ist in seinem Heimatbezirk Döbling, wo er seit 1991 Bezirksrat ist, bei der Listenerstellung gescheitert - und kehrt den Stadtökos den Rücken.

Die Wiener Grünen, seit Monaten hauptsächlich mit parteiinternen Querelen und Abspaltungen beschäftigt, hat der 54-Jährige gebürtige Tiroler am Mittwoch mit seinem fliegenden Wechsel zu den Sozialdemokraten kalt erwischt - war der ausgebildete Sozialpädagoge doch einer der Entdecker und Mentoren von Klubchefin Maria Vassilakou. Er galt bei den Grünen als nicht unschwierig, aber loyal - bis er sich am Mittwoch mit einem Schreiben an seine Parteikollegen nach 23 Jahren in Richtung SPÖ verabschiedete. Eigentlich ist es eine Rückkehr, denn bis zur Diskussion rund um Zwentendorf besaß Schennach, der damals als Erzieher bei den Wiener Kinderfreunden arbeitete, schon einmal das rote Parteibuch.

Nach Wien hat es ihn verschlagen, weil der damalige Landeshauptmann Eduard Wallnöfer in Tirol keine Zivildiener zuließ. Seine Kindheit hat Schennach einmal als "klassisches Tiroler Landkindschicksal" beschrieben.

Aufgewachsen im 500-Seelen-Dorf Biberwier im Außerfern, kam Schennach nach der Volksschule ins Internat nach Telfs. Nach der Hauptschule und einer Ausbildung zum Sozialpädagogen arbeitete er im SOS-Kinderdorf Imst. Den Zivildienst leistete er bei der Katholischen Jugend in Wien, sein Chef war der heutige Caritas-Präsident Franz Küberl. Schennach holte die Matura nach und absolvierte die Sozialakademie.

Freda Meissner-Blau holte ihn schließlich 1988 als Pressesprecher zu den Grünen. Schennach blieb 13 Jahre lang Kommunikationschef und saß zwei Jahre im ORF-Kuratorium, bis er 2001 als erster Grüner in den Bundesrat einzog - just in die Länderkammer, deren Abschaffung die Grünen jahrelang gefordert haben. Im Bundesrat wird Schennach auch nach der Wien-Wahl wieder sitzen, nur eben für die Sozialdemokraten.

Seinen heute 22 Jahr alten Sohn Philippe hat Schennach großgezogen. Dieser tritt nun nach einem Studium in London seinen Zivildienst an - beim Gedenkdienst in Peking. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2010)