Eine Blumenarbeiterin in Uganda verdient 20 bis 30 Euro im Monat. Die Gewerkschaft kämpft für eine gerechte Entlohnung und fixe Dienstverträge. Allein für die ausreichende Ernährung einer fünfköpfigen Familie sind in Uganda 50 Euro im Monat nötig.

Foto: FIAN Deutschland

Viele ArbeiterInnen auf den Blumenfarmen Ugandas sind weder ausreichend gegen die Pestizide geschützt, noch über die gesundheitlichen Auswirkungen informiert.

Foto: FIAN Deutschland

Bild nicht mehr verfügbar.

Das FLP-Gütesiegel (Flower Label Program) garantiert faire Arbeitsbedingungen und weniger Belastung für die Umwelt.

Foto: AP/Jens Meyer

Dekorative Blütenpracht in Westeuropa – haarsträubende Arbeitsbedingungen in Afrika: Allergien, Atemwegserkrankungen oder Vergiftungen durch die eingesetzten Pestizide stehen in den Blumenfarmen von Uganda auf der Tagesordnung. Die ArbeiterInnen verdienen dafür zwischen 20 und 30 Euro im Monat, bekommen fast nie feste Arbeitsverträge und sind mit sexueller Belästigung durch Vorgesetzte konfrontiert. Die Kampagne "Fair Flowers – Mit Blumen für Menschenrechte" der internationalen Menschenrechtsorganisation FIAN und der Volkshilfe Österreich setzt sich für eine Verbesserung ein.

"Ich war im zweiten Monat schwanger. Eines Tages mussten wir das Gewächshaus betreten, um Blumen zu ernten, als die Chemikalien noch nass auf den Blättern waren. Sie rochen stark und ich bekam Schmerzen im Kopf und im Unterleib. Als ich mich beschwerte, halfen sie mir nicht viel und gaben mir nur Schmerzmittel. Einen Monat später hatte ich eine Fehlgeburt. Als ich es dem Management berichtete, habe ich nur fünf Tage frei bekommen", schildert zum Beispiel eine Arbeiterin ihre Erfahrungen auf der Farm Red Roses in Uganda gegenüber FIAN.

Die Schutzkleidung ist oft unzureichend. Übelkeit, Hautirritationen und Atembeschwerden steigen vor allem in den Hochsaisonen für den Blumenhandel – zu Weihnachten und am Valentinstag. Die Langzeitwirkungen der teilweise krebserregenden Chemikalien sind noch nicht abzuschätzen. Wegen Mangelernährung aufgrund der prekären finanziellen Lage erkranken die ArbeiterInnen in den Blumenfarmen besonders schnell durch die Giftstoffe in den Pestiziden.

Auch schwere Unfälle passieren immer wieder. Erst im Februar diesen Jahres war der Pestizidsprüher Safari Mazira auf der Blumenfarm Rosebud in Uganda in Folge einer Pestizidvergiftung gestorben, wie FIAN berichtete. Seine Witwe und die fünf gemeinsamen Kinder wurden bis heute nicht entschädigt.

Eigenes Einkommen

"In Uganda sind 75 Prozent der Arbeiter Frauen", berichtet Flavia Amoding von der ugandischen Organisation für Arbeiterinnenbildung (UWEA). Ihre Organisation informiert ArbeiterInnen über ihre Rechte und hilft ihnen dabei, für deren Umsetzung zu kämpfen. Sie betont, dass der Job sehr wohl auch positive Seiten für die Arbeiterinnen hat: Denn für viele Frauen bedeutet die Arbeit auf der Blumenfarm das erste eigene Einkommen, das sie selbst verwalten können.

Siegel für die gute Blume

"Unsere Forderung ist es, Blumen zu kennzeichnen und dadurch mehr Transparenz zu erreichen – so wie bei vielen anderen Produkten", erklärt Sophie Veßel von FIAN. Einige Blumenfarmen sind nach sozialen und ökologischen Gesichtspunkten zertifiziert. Ihre Schnittblumen tragen das Siegel des FLP (Flower Label Program) oder von Fairtrade. Dadurch wird garantiert, dass sie unter fairen, sozialen und ökologischen Bedingungen produziert wurden.

Pestizide im Abwasser

Durch das Siegel erhält der/die KonsumentIn auch die Garantie, dass die Umwelt geschont wird. Denn die industrielle Blumenproduktion benötigt große Mengen Wasser. Die Abwässer sind mit Pestiziden verschmutzt und werden oft ungeklärt abgelassen: Böden, Flüsse, Seen und langfristig auch das Grundwasser werden dadurch vergiftet. "Die Chemikalien töten teilweise auch die Fische", berichtet Hannah Mwesigwa, Blumenarbeiterin und Gewerkschaftsvertreterin.

Dennoch ist der Umstieg auf heimische Pflanzen nicht immer eine Alternative. "Im Winter muss in Europa in der Blumenproduktion viel geheizt und beleuchtet werden. Daher kann eine eingeflogene Rose aus Kenia von der CO2-Bilanz her sogar besser abschneiden als die europäische. Im Sommer ist es natürlich besser regionale Produkte zu kaufen", so FIAN-Vertreterin Veßel.

Konsument ist gefragt

"Der Konsument ist gefragt: Je mehr Nachfrage nach fairen Blumen besteht, desto mehr Betriebe werden Arbeitsbedingungen und Umweltschutz verbessern müssen", erklärt die Gewerkschafterin Mwesigwa. Die Nachfrage nach fairen Blumen ist in den vergangenen Jahren bereits gestiegen, auch HänlderInnen und FloristInnen können also von dem Trend profitieren. Zudem verbessern sich auch für sie die Arbeitsbedingungen, da die Blumen mit weitaus weniger Pestiziden behandelt wurden. (jus, derStandard.at, Oktober 2010)