Wien - Der angeschlagene Computerspiel-Entwickler JoWooD Entertainment AG nimmt zur Verlustabdeckung einen drastischen Kapitalschnitt im Verhältnis 7:1 vor. Das Grundkapital der börsenotierten Gesellschaft soll von derzeit 19,15 auf 2,74 Mio. Euro sinken, indem der Nennwert der Aktien von sieben auf einen Euro reduziert wird. Dies geht aus der Einladung zur außerordentlichen Hauptversammlung für 9. November hervor. Die Aktien notierten zuletzt an der Wiener Börse mit 3,55 Euro.

Mitte September hatte JoWooD unerwartet bekanntgegeben, dass im ersten Halbjahr ein Verlust in Höhe von mehr als dem halben Grundkapital angefallen ist, worauf gemäß Aktiengesetz eine ao. HV einberufen werden muss. Der Halbjahresverlust dürfte zwischen 10 und 15 Mio. Euro betragen haben - genau Zahlen hat der Spiele-Entwickler trotz einer einmonatigen Nachfrist bis 30.9. noch nicht publiziert.

Ermächtigen lassen will sich der Vorstand in der Sonder-Aktionärsversammlung auch zur Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen (Convertible Bonds) innerhalb von fünf Jahren sowie zu einer Erhöhung des - zunächst einmal - reduzierten Grundkapitals ebenfalls in diesem Zeitraum bis zur gesetzlich möglichen Obergrenze (um bis zur Hälfte). Ab 19. Oktober, 21 Tage vor der ao. HV, sollen auf der Website corporate.jowood.com die Beschlussvorschläge bzw. Berichte des Vorstands zu einzelnen Tagesordnungspunkten veröffentlicht werden. Die Gesamtzahl der stimmberechtigten Aktien für die HV beträgt 2,724.994 Stück.

Im August wurde überraschend bekannt, dass JoWooD den Konzernabschluss 2009 überarbeiten muss. Zugleich wurde die Verschiebung des Halbjahresberichts 2010 avisiert. Im 1. Quartal setzte JoWooD mit 3,28 Mio. Euro nur gut halb soviel um wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, und das operative Ergebnis (EBIT) drehte im Zeitraum Jänner bis März mit 575.000 Euro ins Minus, nach plus 834.000 Euro in der Vorjahresperiode.

Zahlen bis 9.11.

Die Halbjahreszahlen des angeschlagenen Computerspiel-Entwicklers JoWooD, die einen Verlust von mehr als dem halben Grundkapital ausweisen werden, sollen spätestens bis zur außerordentlichen Aktionärsversammlung des Unternehmens am 9. November vorliegen. Dies sagte JoWooD-IR-Verantwortlicher Philipp Brock am Freitag.

"Wesentliche Bilanzierungs- und Bewertungsfragen konnten noch nicht abgeschlossen werden", erinnerte Brock an den schon früher genannten Grund für die Verzögerung des Halbjahresberichts. Für dessen Nachreichung hatte das Unternehmen bereits eine einmonatige Nachfrist bis 30. September erhalten.

Auch am Jahresabschluss 2009, der neu aufgerollt werden muss, wird nach Angaben des Investor-Relations-Zuständigen noch gearbeitet. "Geben Sie dem Unternehmen aber jetzt einmal Zeit, den Halbjahresbericht über die Bühne zu bringen", so Brock.

Nötig wurde die nachträgliche Adaptierung der Konzernbilanz 2009 laut Pflichtmitteilung vom August wegen "Unklarheiten bezüglich der korrekten Periodenzuordnung von Erträgen und Aufwendungen". Die Bilanz war von den damals zuständigen Wirtschaftsprüfern der SOT Wirtschaftsprüfung GmbH nur mit eingeschränktem Bestätigungsvermerk versehen worden. Die Prüfer konnten zwei im Konzernabschluss enthaltene Verkaufsgeschäfte der Konzerntochter Dreamcatcher Inc nicht abschließend beurteilen. Möglicherweise könnte sich auch das Konzernergebnis 2009 deutlich verringern, hieß es damals seitens JoWooD. Die Dreamcatcher-Geschäfte seien aber nicht Grund für die vom neuen JoWooD-CEO Franz Rossler veranlasste nochmalige Überprüfung durch PricewaterhouseCoopers (PwC), hatte Brock vorige Woche betont.

Seit 20. September notieren die JoWooD-Aktien an der Wiener Börse nicht mehr im prime market, sondern im mid market continuous, nachdem die Kapitalisierung des Streubesitzes zurückgegangen war. (APA)