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Peter Rouse wird Obamas neuer Stabschef. Mit seinem Vorgänger Rahm Emanuel, der Bürgermeister von Chicago werden will, hat er wenig gemeinsam.

Foto: Charles Dharapak, File/AP/dapd

Er sei der Anti-Emanuel, schreibt die New York Times über Obamas neuen Stabschef Peter Rouse. Er soll den Job von Rahm Emanuel übernehmen, der Washington verlässt und in Chicago Bürgermeister werden will. Emanuel ist bekannt dafür, sich kaum ein Blatt vor den Mund zu nehmen, spricht gern mit Journalisten und neigt zu Temperamentsausbrüchen. Der 64-jährige Rouse ist der Öffentlichkeit kaum bekannt, bewegt sich aber schon seit Jahrzehnten in den Washingtoner Politikzirkeln. Rouse soll als ruhiger Strippenzieher im Hintergrund werken.

Obama kennt er, seit dieser als Senator von Illinois 2004 das glatte Parkett Washingtons betrat. Rouse wurde sein Bürochef und erklärte dem politischen Neuling die Regeln der Hauptstadt. Dort kennt er sich aus: Seit 1985 war er Berater von Tom Daschle, dem Fraktionsvorsitzenden der Demokraten im Senat. Wegen seiner langjährigen Erfahrung wurde er augenzwinkernd als der 101. Senator bezeichnet. Als Daschle 2005 aus dem Senat gewählt wurde, wechselte Rouse zum Neuling Obama, dem er auch als Berater ins Weiße Haus folgte. Heute, Freitag, soll ihn der US-Präsident offiziell als Nachfolger von Emanuel bestätigen.

Feuerlöscher

"Er löscht das Feuer", ist Tom Daschle gegenüber der New York Times voll des Lobes für seinen ehemaligen Mitarbeiter. "Er ist ein erstklassiger persönlicher Verhandler. Es gibt ständig Spannungen und er reduziert die Spannung. Es braucht immer jemanden, um genau das zu machen wofür es keine Jobbeschreibung gibt. Er ist genau diese Person."

Als Obamas Wahlkampfversprechen, das Gefangenenlager in Guantanamo auf Kuba zu schließen, beginnt sich zu verzögern, wurde Kritik aus dem linken Lager der Demokraten laut. Seit Rouse das Thema betreut, ist öffentlich kaum mehr ein kritischer Ton zu vernehmen. Ein weiteres Beispiel: Obama wollte Elizabeth Warren zur Chefin einer neuen Konsumentenschutzbehörde machen. Die Republikaner waren dagegen. Rouse war an der Ausarbeitung einer Strategie beteiligt, die Warren stattdessen zu einer Top-Beraterin machte - ein Posten für den die Zustimmung des Senats nicht notwendig ist.

Unverheirateter Katzenfreund

Über Rouses Privatleben ist nur folgendes bekannt: Er ist unverheiratet und lebt mit zwei Katzen im Nordwesten Washingtons. Er sei ein großer Katzenfreund, will die New York Times von Freunden erfahren haben. Es scheint als wären große Feste nicht seine Lieblingsbeschäftigung: Als Daschle anlässlich der Beendigung seiner Senatskarriere seine Mitarbeiter einlud, kam Rouse nicht. Was ihn allerdings begeistert ist Musik. 2008 überredete er die Band Grateful Dead zu einer Wiedervereinigung und auch gleich zur Wahlwerbung für Obama, weiß ebenfalls die New York Times.

Noch hat Rouse den Posten an Obamas Seite nur temporär übernommen. Er soll das Kabinett durch die schwierige Zeit der Midtermelections Anfang November führen. Jemand aus dem inneren Zirkel rund um Obama scheint dafür geeigneter als ein externer Neuling. Eine Verlängerung des Arbeitsauftrages ist aber nicht ausgeschlossen. (mka, derStandard.at, 1.10.2010)