Fächerquartett: Dieser Satz Biedermeierstühle wechselte für 6250 Euro den "Be-Sitzer" .

Foto: Im Kinsky

Immerzu ist bei Werken Alter Meister von der stabilsten Währung des Kunstmarktes die Rede. Eine nur eingeschränkte Binsenweisheit, wie man dieser Tage in Wien erleben durfte, ja musste. Sie gilt allenfalls im direkten Vergleich zu jungen zeitgenössischen Künstlern, deren spätere Marktentwicklung schlicht nicht vorhersehbar ist. Und, sie gilt tatsächlich nur in der ober(st)en Qualitätsliga. Diese stand bei der diese Woche im Kinsky abgehaltenen 80. Auktion allerdings gerade nicht auf dem Programm. 50 Prozent der Positionen wanderten ins Warenlager zurück, harren dort nun dem Nachverkauf oder dem Abtransport.

Eine nennenswerte Anzahl dieser vom Publikum ignorierten Werke war in den 60er-Jahren bis in die 80er-Jahre in London oder Amsterdam, bei Christie's oder Sotheby's angekauft worden. Womöglich in dem Glauben, das vermeintlich Beständige ja notfalls wieder zu Geld machen zu können. Eine Illusion, nicht nur weil im gleichen Zeitraum die Forschung nicht untätig blieb und manches dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechend herabgestuft werden musste. Pech.

49 Eislaufsaisonen

Nicht so für den Einbringer eines Jan van Goyen. In den 80er- Jahren, erinnert sich Roman Herzig (Galerie St. Lucas), habe er diese Wassermühle an Privat verkauft, für 25.000 oder 30.000 Euro. Jetzt wanderte das von Experten als herausragendes Beispiel für "die voll ausgereifte Stufe der tonalen Landschaft" bezeichnete Holzbild für netto 100.000 Euro (125.000) nach Deutschland ab.

Zum Gegenwert von exakt 49 Saisonkarten des Wiener Eislaufvereins sicherte sich hingegen ein Telefonbieter Thomas Heeremans Winteridylle mit Eisläufern (9000/11.250). Besonderes Durchhaltevermögen bewiesen zwei Telefonbieter jedenfalls für eine aus Wiener Privatbesitz stammende Grisaille-Arbeit (ein Familienbild König Karl I.), taxiert auf 2000 bis 4000 Euro. Ausgewiesen war das Holzbild als Van-Dyck-Nachfolge. Wer's glaubt, sicherte sich doch der Londoner Handel das Werk für stattliche 44.000 Euro (55.000).

Auch die am selben Tag anberaumten Sparten 19. Jahrhundert und Klassische Moderne wurden nur selektiv beboten. Hier sicherte sich ein Käufer aus Deutschland Rudolf v. Alts Blick ins Ennstal (netto 37.000), dort der Wiener Handel im Nachverkauf das querformatige Forum Romanum (netto 100.000). 500.000 (Alte Meister), 700.000 (Kunst d. 19. Jh. / Klassische Moderne) plus 800.000 (Zeitgenössisches) addierten sich schließlich zu einem Tagestotal von zwei Millionen Euro. Die anderntags stärker als zuletzt gefragten Antiquitäten stockten die Bilanz mit weiteren 575.000 Euro auf einen Gesamtumsatz von 2,6 Millionen auf. (kron/ DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.10.2010)