Gegen ungleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit (v. li.): Manuela Vollmann (Abz*Austria) und Hilde Stockhammer (AMS).

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Als vor rund 20 Jahren eine Abteilung zur Förderung von Frauen in der Berufswelt im Arbeitsmarktservice (AMS) eingerichtet wurde, mussten zuvor große Widerstände überwunden werden. "Die Befürchtung war, dass, wenn Frauen nach der Babypause früher in den Beruf zurückkehren wollen, auch die Arbeitslosenquote steigen werde", sagt Hilde Stockhammer, Leiterin der Abteilung Arbeitsmarktpolitik für Frauen im AMS. Mittlerweile wird Frauenförderung von vielen Unternehmen und Organisationen als wichtige Aufgabe gesehen. "Denn rein aus ökonomischen Gesichtspunkten kann nicht auf die Hälfte der Gesellschaft verzichtet werden", sagt Manuela Vollmann, Geschäftsführerin des Abz*Austria.

Dennoch ist Österreich von einer Gleichstellung sowohl bei Führungspositionen als auch beim Einkommen weit entfernt. Mit dem Equal Pay Day soll auf die bestehende Einkommensschere aufmerksam gemacht werden. Dieser Tag - heuer war es der 29. September - ist rein rechnerisch gesehen der Tag, ab dem Frauen im Vergleich zu Männern bis Jahresende "gratis" arbeiten.

Damit dieser Gap verkleinert werde, müsse es zu einer grundlegende Einstellungsänderung kommen, so Stockhammer. "Denn jede Position ist teilbar", lautet ihre Überzeugung. Wichtig sei zum einen eine Aufwertung der Teilzeitarbeit. Denn Teilzeit sei nach wie vor verhältnismäßig schlechter bezahlt. Zum anderen brauche es ein stärkeres Entgegenkommen der Unternehmen. "In bestimmten Branchen, wie beispielsweise im Handel, gibt es massenhaft Teilzeitmöglichkeiten. Technische Betriebe sind da noch sehr unflexibel", so Stockhammer. Wenn Frauen für Technik begeistert werden sollen, dann müssen sich dort auch Beruf und Familie besser vereinbaren lassen.

Die Unterscheidung in Männer- und Frauenberufe habe, so Stockhammer, nur den einen Sinn, klassische Frauenberufe schlechter zu entlohnen. Sie wünscht sich daher eine Neubewertung der Arbeit, gerade für jene Branchen wie beispielsweise den Pflegebereich, wo in Zukunft viele Mitarbeiter gesucht werden. Ein wichtiger Schritt zur Verringerung der Einkommensunterchiede ist für Vollmann auch die Gehaltstransparenz. "Alles, was mehr Klarheit bringt, ist hilfreich", so Vollmann. Quoten und eine positive Diskriminierung sind für sie wirksame Instrumente. "Ein 'Quotenjob' ist ja kein Ticket für immer. Frauen müssen sich im Beruf genau so beweisen wie männliche Kollegen", ergänzt sie. (Gudrun Ostermann/DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.10.2010)