Ein halbes Jahr nach den Parlamentswahlen finden am Sonntag in Ungarn landesweite Lokalwahlen statt. Der Urnengang im April brachte einen Machtwechsel und eine parlamentarische Zweidrittelmehrheit für den Wahlsieger, den rechtsnationalen Bund Junger Demokraten (Fidesz). Umfragen zufolge konnte die Partei von Regierungschef Viktor Orbán seitdem ihren Vorsprung sogar noch ausbauen, von 53 Prozent (Listenstimmen der Parlamentswahl) auf jetzt 65 Prozent Zustimmung.

Gewählt werden Bürgermeister und Gemeinderäte in mehr als 3000 Kommunen, die 19 Komitatsvertretungen, der Budapester Oberbürgermeister, das Budapester Stadtparlament und die Bürgermeister und Bezirksräte der 23 Budapester Stadtbezirke.

Bereits vor vier Jahren hatte Fidesz die Lokalwahlen stark dominiert. Diesmal dürften auch die letzten Bastionen der Sozialisten (MSZP) fallen. Ihnen könnten nur noch ein oder zwei Großstädte wie Szeged oder Miskolc und der eine oder andere Budapester Stadtbezirk bleiben. Budapest selbst wird voraussichtlich - zum ersten Mal seit 1947 - von der Rechten regiert werden. Der seit 20 Jahren amtierende liberale Oberbürgermeister Gábor Demszky tritt nicht mehr an. Seine Partei, der Bund Freier Demokraten (SZDSZ), ist schon im vorigen Jahr praktisch zerfallen. Sein Nachfolger dürfte der Fidesz-Politiker István Tarlós werden, den Orbán schon vor vier Jahren ins Rennen geschickt hatte. (Gregor Mayer aus Budapest/DER SSTANDARD, Printausgabe, 2.10.2010)