Man kommt nicht aus, selbst wenn man wollte. Am morgigen 3. Oktober feiert Deutschland den 20. Jahrestag der Wiedervereinigung. Keine Zeitung, kein Magazin, kein TV-Sender, der nicht seit Tagen auf der Wiedervereinigungswelle surft. Also hat sich auch das ARD-Magazin Monitor am Donnerstagabend zum ersten Mal in seiner 35-jährigen Geschichte heraus aus dem Studio und hinein in den Osten gewagt. Man sendete aus Gera in Thüringen.

Aber was sagen, was senden, wenn zur Wiedervereinigung fast alles gesagt ist? Gut, dass es in Österreich noch die "rote Fini" gibt - Rudolfine Steindling also, die über die Firma Novum Geschäfte für die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) abwickelte.

"Die unglaubliche Geschichte der SED-Millionen" , kündigt Monitor den Beitrag an, und man ist gleich ganz aufgeregt. Erfährt der TV-Zuseher jetzt endlich, wo jene vielen Millionen aus dem SED-Vermögen geblieben sind, die sich scheinbar mit Auflösung der DDR auch aufgelöst haben?

Leider nicht. Auch Monitor stochert im Dunkeln. Es gibt zwar Filmausschnitte mit Seltenheitswert von Steindling. Die aber stammen aus dem Jahr 1996, sind also nicht mehr ganz taufrisch. Ein Artikel aus dem Profil über die "rote Fini" wird ebenfalls gezeigt, geschrieben wurde selbiger 2003.

Als die Kommerzialrätin endlich mit Monitor telefoniert, hat der Zuseher auch wenig davon. Das Gespräch wird nachgestellt, der Tenor lautet: "Ich sag nix." Vielleicht haben andere eines Tages mehr Glück. Der 30. Jahrestag der Wiedervereinigung kommt bestimmt. (Birgit Baumann, DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.10.2010)