Bagdad - Im Irak ist ein Ende des seit sieben Monaten andauernden Machtvakuums nach der Parlamentswahl in Sicht. Mehrere Mitglieder des wichtigsten schiitischen Parteienbündnisses, unter anderem der einflussreiche Prediger Muktada al-Sadr, einigten sich am Freitag auf den bisherigen Amtsinhaber Nuri al-Maliki als ihren Premier-Kandidaten.

Allerdings sind die schiitischen Parteien im Parlament auf die Unterstützung anderer Gruppierungen angewiesen. Das Bündnis, dem neben Malikis Rechtsstaatsallianz auch die Irakische Nationale Allianz angehört, kommt auf 159 Sitze, hat damit aber keine Mehrheit unter den 325 Abgeordneten. Das weltliche Irakija-Bündnis von Ijad Allawi hatte erklärt, sich nicht an einer Regierung unter Al-Maliki beteiligen zu wollen. Irakija wurde bei der Wahl von der sunnitischen Minderheit unterstützt.

Nach Ansicht führender irakischer Politiker sollten an der neuen Regierung alle Lager beteiligt sein. So warnte Allawi bereits vor einer Rückkehr der Gewalt, wenn sein Bündnis ausgeschlossen werde. Nach Einschätzung von Politikern und Sicherheitskräften nutzen Aufständische das seit Monaten andauernde Machtvakuum für vermehrte Anschläge. Viele Iraker hatten sich von der Parlamentswahl im März eine stabile Regierung erhofft. (Reuters, dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2010)