Noch nimmt die Welt der Videospiele auf der Frankfurter Buchmesse einen verhältnismäßig kleinen Bereich ein. Von den insgesamt rund 7.000 Ausstellern präsentiert die Mehrheit ihre Buch-Neuheiten, auch E-Books haben längst ihren festen Platz auf der Buchmesse. Der Game-Bereich hingegen ist bislang verhältnismäßig schwach vertreten, obwohl häufig eine enge Verbindung zwischen Büchern und Videospielen besteht. "Oft dienen Bücher ebenso wie Filme als Vorlage für Videospiele. Ganz bekannte Beispiele dafür sind unter anderem Harry Potter, Twilight, Herr der Ringe oder Star Wars", sagt Andreas Leisdon, Sprecher des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware.

Bibel

Auch die Bibel gebe es bereits als PC-Spiel und zudem als Browser-Spiel im Internet. Besonders häufig werden Comics als Vorlage für Games verwendet. "Eine sehr enge inhaltliche und visuelle Verknüpfung zwischen Büchern und Spielen existiert bei Comics und den sogenannten Graphic Novels. Viele populäre Spiele aus Japan wie etwa Pokémon und Zelda sind in ihrer Aufmachung sehr comic-ähnlich", erläutert die Sprecherin des Videospiele-Herstellers Nintendo, Silja Gülicher.

Ein Videospiel ist dabei oft mehr als nur eine Kopie oder einfache Wiedergabe des Buches. "Das Game ist in der Lage, ein Buch zu ergänzen oder einen Inhalt, den man im Buch kennengelernt hat, im Videospiel weiterzuführen", ist Leisdon überzeugt. So könnten also Geschichten, die als Roman bereits beendet seien, im Videospiel weitergeführt werden.

Videospiele nehmen seit Jahren einen festen Platz unter den Medien ein. "Die Computerspielbranche hat sich in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich nach oben entwickelt. Wir liegen im Moment bei einem Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr", sagt Leisdon. Auch Gülicher sieht der Entwicklung der Branche positiv entgegen: "Der Stellenwert von Videospielen wird in Zukunft sogar noch zunehmen, da die Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft steigen wird", sagt die Nintendo-Sprecherin. Einer der bekanntesten Videospielfiguren, Super Mario, feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag. "Die kleinen Jungs von damals, die Super Mario spielten, sind mittlerweile erwachsen und spielen inzwischen mit ihren eigenen Kindern Mario-Titel", weiß Gülicher. Das Durchschnittsalter eines Videospiele-Fans lag im ersten Halbjahr dieses Jahres bei 25,8 Jahren.

"Das Blättern in gedruckten Seiten kann kein digitales Medium ersetzen"

Die Gefahr, dass Videospiele eines Tage das klassische Buch ersetzen könnten, sehen Experten nicht. "Das Blättern in gedruckten Seiten kann kein digitales Medium ersetzen", sagt Gülicher. Der Sprecher des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware schließt sich ihrer Meinung an. "Ein Gamer ist ein Leser, ein Leser ist ein Gamer, die Dinge funktionieren sehr gut nebeneinander her", versichert Leisdon.

Videospiele-Liebhaber können sich schon jetzt auf das Jahr 2011 freuen. Denn dann kommt der neue Nintendo 3DS auf den Markt. "Die neue, tragbare Konsole lässt Spiele dreidimensional erscheinen, ohne dass die Spieler dafür eine Spezialbrille aufsetzen müssen", verrät Gülicher. Die Spiele für die neue Konsole werden auch dann mit Sicherheit wieder auf Büchern oder Comics basieren. (APA)